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Anthes, Rudolf 

Geb. 1.3.1896 in Hamburg, gest. 5.1.1985 in (West-) Berlin.

 

Nach dem Abitur 1914 in Schulpforta begann er in Tübingen das Studium der Theologie und Alten Geschichte. Er meldete sich sofort als Kriegsfreiwilliger, wurde verwundet und war bis 1918 im Fronteinsatz. 1919 nahm er das Studium der Theologie wieder in Greifswald auf, brach es aber ab, weil er aufgrund seiner Kriegserlebnisse eine kirchliche Laufbahn nicht mehr akzeptieren konnte. Er ging nach Berlin um dort mit dem Schwerpunkt der Ägyptologie weiter zu studieren. 1923 promovierte er dort bei Erman, in dessen Wörterbuchunternehmen er bereits seit 1920 tätig war. Von 1927 bis 1929 war er in Kairo als Assistent am dortigen Institut für Ägyptenkunde und beteiligte sich u.a. an Ausgrabungen in Luxor. Seit 1929 war er dann wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Berliner Museum, 1931 habilitierte er in Halle, wo er seit 1932 auch Kustos am Museum war. Er ließ sich wegen Arbeitsüberlastung mehrfach beurlauben, bemühte sich um eine Umhabilitierung nach Berlin, die das Ministerium aber 1938 verweigerte. 1939 wurde er wegen seiner früheren Mitgliedschaft in einer Freimaurerloge entlassen. Er wurde zur Wehrmacht eingezogen und geriet 1943 in Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung wurde er Leiter der ägyptischen Abteilung am staatlichen Museum in Berlin, wo er seit 1946 auch einen Lehrauftrag hatte, 1949 eine Professur für ägyptische Archäologie an der Humboldt Universität. 1950 ging er in die USA, wo er eine Professur für Ägyptologie an der Universität von Pennsylvania in Philadelphia antrat und zugleich Kurator des dortigen Universitätsmuseums war. Von dort aus beteiligte er sich bzw. leitete er Grabungen in Ägypten (1954-1956). 1963 wurde er emeritiert und kehrte nach Deutschland zurück.

Der Schwerpunkt seiner Arbeiten lag in Verbindung mit der Archäologie bei kulturhistorischen, vor allem auch religionsgeschichtlichen Fragen der Ägyptologie. Sprachliche Formanalysen sind aber Bestandteil seiner editorischen Arbeit, so etwa in seiner Ausgabe »Die Felseninschriften von Hatnub nach den Aufnahmen Georg Möllers«,[1] mit der er die bei einer Expedition 1907 gesammelten Inschriften in zwei Steinbrüchen in Oberägypten (Tell el Amarna) ediert und analysiert. Die schwierigen, weil z.T. auch nur sehr flüchtigen Schreibweisen, und die z.T. nur fragmentarische Überlieferung verlangen eine intensive Interpolation und formale Kontrolle der Textfragmente, die er in seinen Kommentaren und Erläuterungen vorführt.

 

Q: Kürschner 1976; http://www.catalogus-professorum-halensis.de/ (Jan. 2009); Festschrift zum 70. Geburtstag 1967 (Z. f. ägyptische Sprache und Altertumskunde, hgg. von F. Hinze und S. Morenz, Bd. 93 und 94, mit einer persönlichen Würdigung der Herausgeber in Bd. 93, S. 5*-6*). Seine persönliche Haltung, gerade auch zur Fachgeschichte wird deutlich in einem Grußwort an den älteren Kollegen H. Bonnet, das er in seiner eigenen Festschrift veröffentlichen ließ (Z. f. ägyptische Sprache und Altertumskunde, Bd. 94: 5*-6*).

 

 

 



[1] 1927, Nachdruck Hildesheim: Olms 1964.

 

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