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Hoenigswald, Gabriele

(geb. Schöpflich, auch Schoepflich-Hoenigswald)

Geb. 1.3.1912 in München, gest. 18.8.2001 in Philadelphia.

 

Nach dem Abitur in München 1931 Studium der klassischen Philologie in München und in Berlin.[1] Im Dezember 1933 ging sie mit E. Fiesel (bei der sie in München Hilfskraft war) nach Italien und schloß ihr Studium 1935 in Florenz ab (Litt. D.). 1935-1938 unterrichtete sie an einem Landschulheim[2] in Florenz Latein, Griechisch und Geschichte. 1938 kehrte sie nach München zurück und wanderte von dort 1940 in die Vereinigten Staaten aus. Zunächst mußte sie ihren Lebensunterhalt mit Putzfrauen-Jobs u. dgl. verdienen, bis sie 1941/1942 mit einem Stipendium am Bryn Mawr College ihr Studium fortsetzte, das sie 1942 mit dem M.A. abschloß. Von 1942 bis 1943 war sie Bibliothekarin an der Columbia University, 1943 bis 1944 Lehrerin für Deutsch und Latein an einem Mädcheninternat, von 1945 bis 1947 wieder Bibliothekarin an der Yale University. 1944 heiratete sie Henry Hoenigswald, den sie aus der Zeit in Italien und auch vorher schon aus München kannte.

Im Anschluß an ihr Examen arbeitete sie in Italien an der Edition griechischer Fragmente mit und publizierte kleinere Stücke in den Papiri greci e latini, die in Florenz von der italienischen Gesellschaft für Papyri herausgegeben wurden (in dem 1936 erschienenen Band publizierte sie ein Homer-Fragment, S. 60-61; ein Xenophon-Fragment, S. 74; ein Demosthenes-Fragment, S. 87-89).[3] Erst 1959 nahm sie die wissenschaftliche Arbeit wieder auf, und hatte mehrere Lehraufträge für Latein, z.T. auch spezifiziert für Mittellateinisch und Griechisch an den Universitäten von Pennsylvania (in Philadelphia), am Swarthmore College, am Bryn Mawr College sowie in Oxford.

Nach ihrem eigenen Selbstverständnis gehörte sie nicht zu den »Sprachforschern« (H. brieflich); ein 1962 veröffentlichter Aufsatz über eine Rede Ciceros enthält denn auch keine i. e. S. sprachanalytischen Elemente[4] – an ihre früheren Arbeiten und das durchaus sprachvergleichend ausgerichtete Studium schloß sie später nicht mehr an. Einem kurzen Nachruf der Women‘s International League for Peace and Freedom (September-Oktober 2001) ist zu entnehmen, daß sie sich im Sinne der Frauenbewegung politisch verstand.

Q: Nachruf: M. Ostwald in: The Classical World 95/2002: 443-444; A. Morpurgo Davies, Nachruf auf Henry H. in: Lg. 84/2008: 856-873; Auskünfte von Frau H. und ihrem Mann Henry H.



[1] Wozu auch die Etruskologie bei Fiesel (und Sanskrit bei Wüst!) gehörten.

[2] S. zu diesem hier bei Kahane.

[3] Die Fragmente erschienen dort unter der Rubrik »Oxyrhynchos«, mit der Bezeichnung eines griechischen handschriftlichen Stils (wörtlich: »spitzschnäbelig«).

[4] »The murder charges in Cicero’s Pro Cluentio«, in: Transactions and Proceedings of the Amer. Philol. Assoc. 93/1962: 109-123.

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