Beitragsseiten

 Maas_Logo_web.png

 


Einschränkung deutschsprachig

 

Die Einschränkung deutschsprachig hat beim Katalog primär eine arbeitsökonomische Funktion: sie soll dessen Ausweitung verhindern, die sonst nicht mehr zu bewältigen gewesen wäre. Zu den komplexen Verhältnissen, die hier abzuklären sind, s. Maas (2016). Deutsch wird hier im weiten Sinne einer Sprachkultur und Traditionsgemeinschaft verstanden, die nicht mit politischen Grenzen kongruent ist. Ein besonderer Fall ist hier Böhmen/Tschechien, wo im 19.Jhd. eine nationale Umorientierung erfolgte, die Deutsch zu einer Minderheitensprache machte. Besondere Verhältnisse fanden sich in Prag und seiner Deutschen Universität. Nicht nur wegen der geographischen Nähe bestand hier eine enge Beziehung zu  Österreich bzw. Wien, mit der Folge einer großen Mobilität, ggf. auch der Migration, s. bei FreudJoklPokornySteinerO. SteinF. SlottyNaumannMatoušHaasHirschHusserlFahrnerDeutschFlusserProkoschSchnitzler, s. auch Garvin.

In Osteuropa war auch für Sprecher des Jiddischen (mit Jiddisch als Familiensprache) in der Regel Deutsch die Bildungssprache, die schon für die Sozialisation den Horizont bildete. In diesem Sinne sind in den Katalog diejenigen aufgenommen, die sich in ihrer wissenschaftlichen Praxis in diesem Horizont bewegten, wie ihre spätere Publikationen zeigten, s. bei BlauLeslauModrzeSchaechterStorferM. Weinreich, s. außerdem für die (angenommene) jiddische Familiensprache U. WeinreichFuks. Auch hier findet sich eine detailliertere Darstellung in Maas (2016). 

Nicht aufgenommen sind Wissenschaftler, die nur einen vorübergehenden Aufenthalt in Deutschland hatten, gegebenenfalls verbunden mit einer befristeten Lektorentätigkeit oder dgl. Erst recht gehören nicht hierher die während des Kriegs nach Deutschland Deportierten,   die auch in diesem Sinne nicht als deutschsprachig anzusehen sind – unabhängig von der Frage ihrer Deutschkenntnisse.[1]

Spiegelverkehrt dazu sind aber alle hierher gerechnet worden, die im Reich regulär eingewandert waren und hier ihre wissenschaftliche Karriere bestritten: sie waren schließlich von den gleichen Sanktionen betroffen wie ihre Leidensgenossen mit deutscher Staatsangehörigkeit wie z.B. Meriggi, vgl. auch die komplexen Fälle von Tiktin oder Trubetzkoy (der die österreichische Staatsbürgerschaft hatte).  Wie problematisch diese Zuordnungen sind, wird deutlich, wenn man die Biographien der nicht in Deutschland bzw. Österreich Geborenen daraufhin betrachtet. Selbst wenn man Schlesien, Danzig und Ostpreußen zeitgenössisch zu Deutschland rechnet, wird man es beim Elsaß oder Posen nicht mehr ohne weiteres tun können; ähnlich ist es bei Österreich mit den alten k.u.k. Gebieten (Tschechien, Galizien, Rumänien u.a.). Ein besonderes Problem stellt sich schließlich bei den Deutschschweizern, die hier mitgerechnet werden (z.B. Debrunner).

Für die Zuordnung kann in den kritischen  Fällen nur die (Bildungs-)Sprache ausschlaggebend sein, s. in diesem Sinne im Katalog  

Argelander-RoseArndtAusterlitzBaconBen-HajjimBin-NunBlauBlissBrauner-PlazikowskyBrunnerBuck-VanioğluDebrunnerDeutschEisler,  ErkesFahrnerFalkFlusserFreudVon FritzT. FuchsFuksB. GeigerGelbM. D. Goldman, E. GoldmannGoldschmidtGrumachHaasHalounHerzogHirschR. HoenigswaldHusserlJoklJordanR. KahaneP. E. KrausF. E. A. KrauseVon KünssbergLahmann-PietrkowskiLandsbergerLeibowitzLeslauE. M. LüdersMalkielMatoušMeriggiMischMittwochNaumannOlschkiPetersPickPlessnerPokornyPolotskyProkoschRamberg-FigullaReichardtSchaechterSchermanE. SchlesingerSchnitzlerA. SperberO. SteinR. A. SteinSteinerSteuerwaldStorferTille-HankamerTrubetzkoyTur-SinaiM. WeinreichU. WeinreichH. WilhelmWoskin-Nahartabi.

 --------------------------------------------------

 [1] Einige solcher Fälle wie z.B. der Nordist Didrik Arup Seip (aus Norwegen) oder der Sinologe Henry Maspéro (aus Frankreich) werden in Maas (2016) diskutiert; s. dort auch zu Fällen wie Roman Jakobson (aus Rußland), der u.a. an der Deutschen Universität in Prag promovierte und auch auf Deutsch publizierte.