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Gabain, Annemarie von 

geb. 4.11.1901 Morhange (F - dt. Mörchingen, Lothringen) - gest. 15.1.1993 Berlin

 

Zunächst begann G. ein naturwissenschaftliches Studium (Mathematik, auch Bauingenieurswesen), dann Sinologie und Turkologie. Schon während des Studiums war sie in Berlin bei dem Akademieprojekt der Herausgabe der Turfan-Funde für die (alt-) türkischen Handschriften beschäftigt. 1928 sinologische Promotion in Berlin. 1931 - 32 Forschungsreise nach China. 1935 - 1937 wurde sie an die neue U Ankara berufen, um dort ein sinologisches Institut aufzubauen. 1938 Rückkehr nach Berlin. 1939 Eintritt in die NSADAP und Habilitation mit einer Arbeit zum Alttürkischen. Seitdem Mitarbeit in verschiedenen Projekten zu den Turkvölkern, die deren politische Instrumentalisierbarkeit für die deutsche Politik zu bestimmen suchten, vor allem auch in Hinblick auf die geplante Neuordnung im Osten nach dem (gewonnenen) Krieg. G. arbeitete insbesondere mit turksprachigen russischen Kriegsgefangenen, die aus der Gefangenschaft in eine Art Exilstatus entlassen und zu militärischen Einheiten formiert wurden, zuletzt als  „Turkestanische Legion" der Waffen-SS. Mit ihnen als Informanten erarbeitete sie eine „Özbekische Grammatik", die einerseits deskriptiv angelegt war (dabei dialektale Varianten differenzierte), andererseits aber auf deren Ausbau zu einer Schriftsprache.[1] Von 1949 bis zu ihrer Pensionierung 1966 war sie a.o. Prof. für Turkologie in Hamburg; auch in dieser Zeit arbeitete sie weiter an den Turfan-Materialien.

 

 

 

Q: Nachruf von J.P.Laut in: Finnisch-Ugrische Forschungen 52 / 1995: 367-374; Ellinger (2006).

 

 

 

 

 

[1] Leipzig: Harrassowitz 1945 - also noch vor Kriegsende gedruckt. Sie spricht dort nur von „Kriegsgefangenen", die „dem Gefängnis Rußland entkommen sind" (S. 10) und „in uns Deutschen Freunde sehen" (S. v).

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