Deutsche Geschichte Archive – ZfL BLOG https://www.zflprojekte.de/zfl-blog/tag/deutsche-geschichte/ Blog des Leibniz-Zentrums für Literatur- und Kulturforschung, Berlin Mon, 17 Jul 2023 10:32:35 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.6.1 https://www.zflprojekte.de/zfl-blog/wp-content/uploads/2019/01/cropped-ZfL_Bildmarke_RGB_rot-32x32.png Deutsche Geschichte Archive – ZfL BLOG https://www.zflprojekte.de/zfl-blog/tag/deutsche-geschichte/ 32 32 Oliver Precht: AUCH EINE GESCHICHTE DER THEORIE https://www.zflprojekte.de/zfl-blog/2023/06/12/oliver-precht-auch-eine-geschichte-der-theorie/ Mon, 12 Jun 2023 09:42:07 +0000 https://www.zflprojekte.de/zfl-blog/?p=3052 »Das Folgende«, stellt Morten Paul gleich zu Beginn seiner Studie über Suhrkamps (mehr oder weniger) graue Bände klar, »ist keine Geschichte der Theorie, sondern eine Geschichte der Theorie-Reihe« (Morten Paul: Suhrkamp Theorie. Eine Buchreihe im philosophischen Nachkrieg, Leipzig: Spector Books 2023, 18). Vielleicht hatte er beim Verfassen dieses Warnhinweises noch den Vorwurf im Ohr, den Weiterlesen

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»Das Folgende«, stellt Morten Paul gleich zu Beginn seiner Studie über Suhrkamps (mehr oder weniger) graue Bände klar, »ist keine Geschichte der Theorie, sondern eine Geschichte der Theorie-Reihe« (Morten Paul: Suhrkamp Theorie. Eine Buchreihe im philosophischen Nachkrieg, Leipzig: Spector Books 2023, 18). Vielleicht hatte er beim Verfassen dieses Warnhinweises noch den Vorwurf im Ohr, den Gerhard Poppenberg in seinem Essay Herbst der Theorie an Philipp Felschs viel gelesenes Buch Der lange Sommer der Theorie gerichtet hat: Felsch verenge die komplexe, an eine Vielzahl von Orten, Institutionen, Produktions- und Rezeptionsmilieus gebundene Theoriegeschichte auf die spezifischen von ihm untersuchten Kontexte, nämlich auf »die Verlage Suhrkamp und Merve, die Berliner FU und die Subkultur der Siebziger- und Achtzigerjahre«.[1] Hinter diesem etwas wohlfeilen Vorwurf steht eine Vorstellung von Theoriegeschichte, die sich keineswegs von selbst versteht.

Ob sich eine allgemeine kulturwissenschaftliche Theoriegeschichte überhaupt schreiben lässt, ob sich durch die Einbeziehung der zahlreichen anderen Theoriekontexte inner- und außerhalb der Bundesrepublik überhaupt ein kohärentes Bild von Theorie ergäbe und ob dieses Bild sich schließlich mit dem Selbstverständnis, also mit einem theoretischen Begriff von Theorie in Einklang bringen ließe ­– all das müsste erst einmal gezeigt werden. Anders als das obige Zitat vermuten lässt, beschränkt sich Morten Paul jedenfalls nicht darauf, lediglich die Geschichte einer Buchreihe zu schreiben. Theorie bei Suhrkamp ist für ihn auch ein Gegenstand, der zu grundsätzlichen und sehr gewinnbringenden Reflexionen über die Möglichkeit einer umfassenderen Theoriegeschichte und eines gehaltvollen Theoriebegriffs einlädt. Sein Gegenstand – eine Buchreihe – lässt das Grundproblem vielleicht besonders deutlich hervortreten: Betrachtet man Theorie, wie es kulturwissenschaftliche Ansätze typischerweise tun, »als Genre oder Schreibweise«, dann »können nur bestimmte Aspekte dessen, was Theorie ist, überhaupt in den Blick geraten« – und es ist keineswegs gewiss, dass sich diese verschiedenen Aspekte zu einem Gesamtbild zusammenfügen lassen. Betrachtet man Theorie jedoch theoretisch, zum Beispiel als einen spezifischen Modus der Reflexion von wissenschaftlicher oder philosophischer Tätigkeit, »verschwindet dagegen die Historizität dieses Reflexionsvorgangs« (59).

Anders als bei vielen ähnlich gelagerten Vorhaben, die sich Verlage, Zeitschriften oder (para-)akademische Institutionen zum Gegenstand nehmen,[2] steht bei Paul eine Buchreihe im Fokus, die aus einer einmaligen Konstellation entstanden ist. Von Anfang an sollte Suhrkamps Theorie ein Eigenleben führen – im Unterschied zu vielen anderen Reihen, die in erster Linie Publikationsorgane bestimmter Institutionen, etwa von Parteien oder Forschungseinrichtungen sind, im Gegensatz auch zu solchen, die sich in erster Linie über gattungsspezifische Kriterien definieren, etwa nur Essays oder Dissertationen aufnehmen, oder solchen, die sich vor allem über verlegerische Gesichtspunkte definieren, indem sie etwa ein bestimmtes Buchformat oder ein bestimmtes Layout durchhalten. Mehr noch, sie sollte dem Verlag, wie Paul im ersten Kapitel seiner Untersuchung zeigt, zu allererst theoretisches Leben einhauchen. Für den im »Nachkrieg« (gemeint ist ein langer Nachkrieg, der nicht mit der Gründung der Bundesrepublik 1949 endet, sondern sich bis weit in die 1970er Jahre erstreckt) schnell expandierenden Theoriemarkt fehlte dem Verlag zunächst die Expertise. Der zupackende Verleger Siegfried Unseld, der Suhrkamp seit 1959 führte, kontaktierte also kurzerhand eine Reihe von ausgewiesenen Experten[3] und machte ihnen ein verlockendes Angebot. Mit großzügiger Finanzierung und großer herausgeberischer Freiheit sollten sie eine neuartige Reihe herausgeben, die sich sowohl von den teuren und unhandlichen Produktionen der großen Wissenschaftsverlage als auch von den billigen und oft schlecht gemachten Paperbacks von Rowohlt oder Reclam unterscheiden sollte. Erschwinglich und hochwertig zugleich, so stellte sich Unseld die noch namenlose Reihe vor. Sie sollte Seriosität ausstrahlen, wissenschaftliche Strenge, ohne jedoch einen professoralen Ton anzuschlagen. Ein durchdachter Plan, doch mit der ersten Kontaktaufnahme begannen auch schon die Probleme: Der »Professorenzirkus« (so der Titel von Pauls erstem Kapitel) war eröffnet.

Nach jahrelangen, teils zähen Verhandlungen über Zusammensetzung, Rechte und Pflichten des Herausgeberkreises, über Titel, Ausrichtung und Schlagzahl der Reihe – ein Prozess, den Paul anhand von erstmals systematisch ausgewerteten Archivmaterialien, insbesondere von zahlreichen Briefen und Sitzungsprotokollen rekonstruiert – erschien 1966 der erste von gut 200 Titeln Theorie. Während der mühsame Aushandlungsprozess mit den selbstbewussten Professoren dem Verlag einiges abverlangte, stellte er sich für die Theoriegeschichte als Glücksfall dar. Die einzigartige Konstellation aus einem schnell wachsenden und immer anspruchsvolleren Publikum, einem erwachenden Interesse an Theorie, einem theoretisch eher unbeschlagenen Verlag und einer Herausgebergruppe, die mit Dieter Henrich, Hans Blumenberg, Jürgen Habermas und Jacob Taubes ebenso unterschiedliche wie meinungsstarke Charaktere umfasste, zeigt exemplarisch, wie viele unterschiedliche Kräfte in der Produktion von Theorie wirken.

Die sich in dieser Konstellation herausbildende Theorie ist zunächst nichts anderes als die Schnittmenge der Interessen der beteiligten Akteure. Ernüchtert mussten die vier Professoren immer wieder feststellen, dass sich ihre Reihe nicht so recht auf einen theoretischen Begriff bringen ließ. Vielmehr konnte sie leicht wie eine bloße Aneinanderreihung wirken: Es entstand ein Eindruck von »Kraut und Rüben« ­– »wenn auch von erster Qualität«, wie Karl Markus Michel, der die Reihe verlagsseitig betreute, sogleich beschwichtigend hinterherschob. Das einzige inhaltliche Kriterium, dem die vielen Bücher mehr oder weniger genügten, war eine recht vage Vorstellung von Aufklärung, die man dem Deutschland des ›Nachkriegs‹ angedeihen lassen wollte.

Mit Blick auf einen gehaltvollen Theoriebegriff ist der Prozess also weitaus interessanter als das Endprodukt. In der Kommunikation zwischen dem Verlag, den Herausgebern und zahlreichen außenstehenden, auf die ein oder andere Weise beteiligten Personen zeichnet sich ein Panorama all der unterschiedlichen Erwartungen und Hoffnungen ab, die in der Zeit seit der ersten Kontaktaufnahme 1963 bis zur endgültigen Einstellung der Reihe 1986 mit dem Wort und dem Begriff Theorie verbunden waren. Das schillernde Material lässt erkennen, welchen Interessen Theorie diente, welche Räume sie eröffnete, welche Machtverhältnisse sie aber mitunter auch schuf oder zementierte. Die Entwicklung der Theorie (und der Theorie) erscheint als Spiegel einer Zeit, die von bedeutenden Umbrüchen gezeichnet ist, gesellschaftlichen wie theoretischen. Nicht mit allen Entwicklungen konnte oder wollte die Reihe Schritt halten: Die poststrukturalistische Theorie beispielsweise, die später das Programm der anderen großen Reihen des Verlags, edition suhrkamp und suhrkamp taschenbuch wissenschaft (stw), nachhaltig prägen sollte, war den Herausgebern suspekt, stand gar im Verdacht gegenaufklärerisch zu sein. Der Fall Derrida, der schließlich keine Aufnahme in die Theorie fand, steht im Zentrum des dritten Kapitels von Pauls Buch, das sich mit dem wichtigen und erst in jüngster Zeit mit der nötigen Aufmerksamkeit bedachten Feld der Theorieübersetzung beschäftigt.[4] Hier zeigt sich besonders deutlich, wie wenig das entstehende Genre den theoretischen Theoriebegriffen der Professoren gehorchte – und wie sehr es von der Ausbildung persönlicher und institutioneller Netzwerke abhing. Viele der Übersetzungen, die einen wichtigen Bestandteil der Theoriekonjunktur ausmachten, entstanden beispielsweise zunächst auf eigene Initiative, im Umkreis von Seminaren und Lesekreisen, und wurden erst später dem Verlag zur Veröffentlichung angeboten.

Auch die gesellschaftlichen Umbrüche des Jahres 1968 konnten letztlich keine bleibenden Spuren in der Reihe hinterlassen. Sie führten zwar zu einer Intensivierung der Diskussionen um ein Zeitschriftenprojekt, das die Buchreihe ergänzen und den veränderten gesellschaftlichen Umständen Rechnung tragen sollte. Das in erster Linie von Taubes forcierte Projekt, das im Zentrum des vierten Kapitels steht, konnte jedoch, auch aufgrund des mangelnden Enthusiasmus seiner Mitstreiter, letztlich nicht verwirklicht werden. Im Verlauf des roten Jahrzehnts verlor die Reihe zusehends an Schwung. Sukzessive stiegen erst Blumenberg, dann Jacob Taubes (aufgrund seiner Krankheit) und schließlich auch Habermas aus. Mit dem neu hinzugestoßenen Niklas Luhmann versuchte Henrich noch ein letztes Aufbäumen, doch Mitte der 1980er war die Reihe endgültig Geschichte.

Wirtschaftlich nicht sonderlich erfolgreich, hat sie für den Verlag dennoch ihren Zweck erfüllt: Suhrkamp hatte sich die nötige Expertise angeeignet und war ein renommierter Theorieverlag geworden. Mit der bis heute erfolgreichen stw-Reihe, die zunehmend die Theorie ablöste, sie sogar durch zahlreiche Wiederverwertungen regelrecht auffraß, sollte Siegfried Unseld die Früchte dieses Lern- und Wachstumsprozesses ernten.

Niemand, der sich für die Geschichte von Theorie in Deutschland interessiert, wird um Morten Pauls Geschichte der Theorie herumkommen. Anders als die nüchternen Buchdeckel dieser Reihe vermuten lassen, ist diese Geschichte keineswegs grau: Da sie eng mit der ereignisreichen Theorie- und Gesellschaftsgeschichte der 1960er und 1970er Jahre verwoben ist, da sie sich nicht von dem anhaltenden Gespräch zwischen den faszinierenden, eigenwilligen, mitunter auch narzisstisch agierenden Protagonisten trennen lässt, ist sie unterhaltsam, manchmal sogar witzig, ohne jedoch ins Anekdotische abzurutschen. Dafür sorgen nicht zuletzt die zahlreichen theoretischen Exkurse zum Theoriebegriff, ein Subtext anhaltender Reflexion über den Sinn und die Möglichkeiten von Theorie im 20. Jahrhundert und darüber hinaus.

Theoriegeschichte entsteht hier aus der Wechselwirkung zwischen der kulturwissenschaftlichen Arbeit, die aus dem vorhandenen Material die konkreten Produktions- und Distributionsbedingungen, die Vernetzungsweisen, die Formierung von Szenen, Genres und Stilen untersucht, und einer theoretischen Arbeit, die versucht, den formalen, aber historisch gesättigten Theoriebegriff wieder mit den gehaltvollen, aber tendenziell ahistorischen theoretischen Theoriebegriffen ins Gespräch zu bringen. So betrachtet ist Theorie dann nicht einfach nur die Mode, komplizierte Texte zu lesen, sondern zugleich eine Distanzierung der Wissenschaft und Philosophie von ihrer eigenen Tätigkeit, eine Reflexion auf die politische Dimension ihrer Wirkungsweisen, die nicht selten in eine neue, genuin politische Praxis mündet.

Der Philosoph und Literaturwissenschaftler Oliver Precht arbeitet mit seinem Projekt »Marx in Frankreich. Die Selbstbestimmung der französischen Theorie (1945–1995)« am ZfL.

[1] Gerhard Poppenberg: Herbst der Theorie. Erinnerungen an die alte Gelehrtenrepublik Deutschland, Berlin 2018, S. 35f.; vgl. Philipp Felsch: Der lange Sommer der Theorie. Geschichte einer Revolte 1960–1990, Frankfurt a.M. 2015.

[2] Vgl. in jüngerer Vergangenheit beispielsweise Moritz Neuffer: Die journalistische Form der Theorie. Die Zeitschrift »alternative« 1958–1982, Göttingen 2021; Thomas von Freyberg: Sperrgut. Zur Geschichte des Frankfurter Instituts für Sozialforschung zwischen 1969 und 1999, Frankfurt a.M. 2016.

[3] Es handelt sich ausschließlich um Männer. Wie es für den langen Nachkrieg typisch war, verrichteten Frauen für das Unternehmen Theorie vornehmlich unsichtbare Arbeit – unsichtbar nicht zuletzt, wie Morten Paul schlaglichthaft herausarbeitet, für die Riege der Reihenherausgeber, die sich in diesen Fragen als erstaunlich blind erweisen.

[4] Vgl. dazu beispielsweise Wolfgang Hottner (Hg.): Theorieübersetzungsgeschichte. Deutsch-französischer und transatlantischer Theorietransfer im 20. Jahrhundert, Berlin 2021, sowie die Rezension des Bandes von Anna Förster: Theorie – Übersetzung – Geschichte, in: ZfL Blog, 8.12.2021.

 

VORGESCHLAGENE ZITIERWEISE: Oliver Precht: Auch eine Geschichte der Theorie, in: ZfL Blog, 12.6.2023 [https://www.zflprojekte.de/zfl-blog/2023/06/12/oliver-precht-auch-eine-geschichte-der-theorie/]
DOI: https://doi.org/10.13151/zfl-blog/20230612-01

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Stefani Engelstein: HOW TO WRITE AS AN OUTSIDER ABOUT WHAT IT MEANS TO BE GERMAN https://www.zflprojekte.de/zfl-blog/2021/12/17/stefani-engelstein-how-to-write-as-an-outsider-about-what-it-means-to-be-german/ Fri, 17 Dec 2021 08:52:33 +0000 https://www.zflprojekte.de/zfl-blog/?p=2413 First as a student of comparative literature with a focus on German and then as a professor of German Studies, I’ve been traveling back and forth to Germany for three decades, almost exactly the age of the reunified German state. I have stayed for weeks, for months, or for more than a year at a Weiterlesen

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First as a student of comparative literature with a focus on German and then as a professor of German Studies, I’ve been traveling back and forth to Germany for three decades, almost exactly the age of the reunified German state. I have stayed for weeks, for months, or for more than a year at a time. I have lived in Leipzig, in Cologne, and in Munich, but I have spent by far the most time in Berlin, a place that I have come to consider a second home. Throughout that time, Germany has changed enormously, both demographically and attitudinally. In relation to diversity in general and in its relationship to Jews.

It is 1992, the gates of the Weißensee Jewish Cemetery are locked. In the window of the gatekeeper’s booth is a hand-written note instructing visitors to ring the bell of an apartment across the street. In exchange for a passport, the gatekeeper brings the heavy metal key down from his home and lets us in. A small portion of the cemetery near the gate has been in use by East Berlin’s Jewish community. Behind this patch, a vast forest has sprung up within the walls. We wander alone among a strange undergrowth of aging gravestones and nettles. The paths have disappeared. Is the cemetery haunted by those who were buried here or by those who weren’t? Placing pebbles at a relative’s or friend’s grave is meant as a sign that the buried have not been forgotten. And yet now those pebbles, left undisturbed for half a century and covered in cobwebs, have become a stinging last trace of the unnamed visitors who placed them here—visitors who, in many cases, faced a violent death without burial or gravestone. Thirty years have passed since this visit. Today, in 2021, the cemetery has regular open hours and steady foot traffic. The forest remains, but it gives the impression of tending. Paths between the graves have been cleared. The German Army cares for the section laid with graves of Jewish soldiers who fell in World War I. And the many new graves mark the life of a new and different Jewish community.

German views on their history and their future have evolved. During this time, I have been an observer and a conversationalist. I like to talk and to listen. I strike up conversations with people at bus stops and in train stations, in bars, in cafés, and in universities. I invite near-strangers to lunch. And I haunt cemeteries, Jewish and non-Jewish, wherever I travel. But what do I know as a result? Do my experiences allow me to say something about how a country that is not mine thinks about its identity? Do they allow me to say something about those in this society who are not me, those who exist on the ever-shifting margins of German identity in ways that I do and do not share?

Professionally, I am an interpreter of texts. I write scholarly books and articles on literature and on the history of science, often together. The period that I investigate stretches from the Age of Goethe into the twentieth century. I do research in archives, although increasingly my sources are digitalized and available online. I am not a social scientist. I don’t put polls in the field. What is the status of the feeling I have for a country from my own lived experience? Is that knowledge? What is the evidentiary value of a memory? Is it something I can write about, and if so, how?

I collect experiences like postcards. Like one used to collect postcards, once upon a time.

It is 1992 in Leipzig. The Jewish community that shows up at the last remaining synagogue for the High Holidays amounts to fewer than 30 members, all over 60 years old. To find out the address of the synagogue, which has no street-facing windows and no sign, you have to persuade an employee at the city information center that you have a legitimate reason for asking.

It is 2000 in Cologne, the city of Germany’s oldest Jewish community, and I am welcomed to a Passover Seder at a synagogue that has been re-built and re-opened since 1959. I also visit an archeological site: a Mikvah, a Jewish ritual bath built in the eighth century. The first mention of Jews in Cologne dates back to the fourth century.

It is 2003 in Berlin and I am summarily called to account by a stranger for Israeli politics. A country I visited once, as a child, for two weeks and where I cannot vote. In what worldwide conspiracy has she imagined that I participate? And yet, it is true that Israel claims to act in my name too. What kind of responsibility do I therefore have and who is allowed to invoke it?

It is 2014 in Berlin and I am assured—not for the first time—that Christmas is not a Christian holiday, but is universally celebrated in Germany regardless of one’s religious background or identity. I have never seen a woman in a headscarf at a Christmas Market.

It is 2018, and a fleeting acquaintance defends the decision of the Hessian Court (upheld in 2020 at the federal level) that bars women wearing headscarves from representing the state in legal proceedings, even as interns. The head coverings would undermine the appearance of impartiality required to inspire trust in state institutions. I explain that in this extremely diverse country, a justice system composed only of people who look like my conversation partner himself radically fails to inspire me with trust in its courts’ impartiality. He remains polite but unpersuaded. He understands his own appearance as an absence of difference rather than as the presence of a particular identity.

In 2021, I listen to Deutschlandfunk. A guest is introduced as Jewish. Instead of as of Jewish background. In my experience, this is a first. The pleasure I feel is palpable. I am thrilled to visit a winter market and to be greeted in my multiethnic gym by a sign celebrating a beautiful wintertime instead of a Merry Christmas. Both are also firsts. Such little things. Such huge things. But I also visit a Christmas market. Where else in Berlin will I find the potato pancakes that are traditional for Hanukah? First, I try Gendarmenmarkt—where I stand in a long line to have my Covid vaccination checked—but, alas, no Kartoffelpuffer this year. So, the following week at a conference in Bonn, my friendly host brings me to his favorite Reibekuchen stand at the local Christmas market. They are delicious.

The same year, a friend tells me about precautions she takes before leaving the Berlin city limits to visit Brandenburg. Her German is excellent. She is not wearing a headscarf. It is also not her skin color that is responsible for potential conflict. It is attitudes towards her skin color on the part of Bandenburgians that are the problem.

It is not only Germany that has changed drastically over the past thirty years. My own country has changed as well, and I have changed too. The ways that I have changed are not independent from the ways that Germany or the US have changed, but intertwined with my experiences of them. Does that make my interpretations even more partial? What would it mean not to be partial? To be complete? Is that what a judge should strive for in judging? What scholars should strive for as they formulate critical perspectives on the world? Or is it our very partiality, our wounded edges, that allow us to make sense of the world, and to convey it?

As I embark on my current project, I embrace the fragmentary nature of experience as a valuable kind of knowledge, one that differs from the knowledge gained from sociological and historical scholarship. In Reflections from Germany on Diversity and Violent Pasts: An Essay in Six Cemeteries, my goal is to use memories as stepping stones for reflections on how society imagines itself, where boundaries are set, and how inclusion and exclusion function. What I write is, I hope, not just a memoir, but an exploration of how the social fabric in Germany is expressed. The project is also, necessarily, an account of my ever-developing perception of my own changing country. Recently, in the United States, there has been talk of using German Vergangenheitsbewältigung regarding the Holocaust as a model for facing our own history of slavery. While each of these national crimes is unique, there is in both cases a need to face the past and to recognize the way it continues to inhabit the present. My position in these two constellations is distinct. Since my vantage point in each country is partly derived from my knowledge of the other, Reflections from Germany will necessarily also set up an interplay of reflections between the two. What will emerge from this interplay remains to be seen.

Stefani Engelstein is a Professor of German Studies at Duke University. Since June 2021 she has been working at the ZfL as a visiting scholar.

 

VORGESCHLAGENE ZITIERWEISE: Stefani Engelstein: How to Write as an Outsider About What It Means to Be German, in: ZfL BLOG, 17.12.2021, [https://www.zflprojekte.de/zfl-blog/2021/12/17/stefani-engelstein-how-to-write-as-an-outsider-about-what-it-means-to-be-german/].
DOI: https://doi.org/10.13151/zfl-blog/20211217-01

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