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Bieler, Ludwig

 <Geb. 20.10.1906 in Wien, gest. 2.5.1981 in Dublin.

 

Studium der Klassischen Philologie in München, Tübingen und Wien, wo er 1929 promovierte. Seit 1935 arbeitete er bei der Nationalbibliothek in Wien und war zugleich an der ADW mit kirchenlateinischen Quelleneditionen befaßt. 1936 Habilitation. Am Tag des »Anschlusses« (12.3.1938) reiste er in die Schweiz aus, von wo aus er 1939 mit seiner späteren Frau (die im Gegensatz zu ihm rassistisch bedroht war) weiter nach England emigrierte. B. war nicht nur gegen den Nationalsozialismus eingestellt, er mußte auch fürchten, daß sein Bruder, der als NS-Aktivist auch mit der Gestapo zusammenarbeitete, ihn denunzieren würde. Das war für ihn auch später (1954) Grund genug, einen Ruf an die Universität Graz (in die Nähe seines noch lebenden Bruders) abzulehnen (s. dazu Rasche, Q).

1940 reiste er weiter nach Irland, wo er einen Forschungsauftrag für die irische Kirchengeschichte (mit der Edition von Heiligenviten u.dgl.) erhielt, zunächst an der Nationalbibliothek in Dublin angestellt, später auch an der Universität. 1945/1946 wurden er und seine Frau dort eingebürgert.

B. hat ein umfangreiches Werk in seinem Spezialgebiet des kirchlichen Lateins hinterlassen. Sprachwissenschaftliche Fragen durchziehen seine editorischen Arbeiten (oft in Verbindung mit solchen aus seinem speziellen Forschungsgebiet, der Paläographie). Systematischer ist er ihnen bei dem Versuch nachgegangen, die Besonderheiten des irischen Lateins herauszuarbeiten, vor allem in einem von ihm entscheidend mitgetragenen Projekt einer »hiberno-lateinischen« Lexikographie. Insofern ist er als Sprachforscher im Sinne der traditionellen Philologien anzusprechen.

Q: Festschrift J. J.Ó Meara / B. Naumann (Hgg.), Latin script and letters A.D 400-900. Festschrift presented to L. B.. Leiden: Brill 1976 (mit ausführlicher Bibliographie); H. Rasche, L. B., in: Holfter 2006: 171-182.>