Werner Beinhauer
geb. 9.3.1896 in Neustadt a.d. Weinstraße (Pfalz), gest. 1.1.1983 in Köln.
Nach seiner Promotion 1923 in Bonn bei Leo Spitzer war er Lektor für Spanisch an der Universität Köln. 1939 wurde er wegen antifaschistischer Äußerungen denunziert und mit Berufsverbot belegt (einschließlich eines Betretungsverbot der Universität). Er wurde zum Kriegsdienst als Offizier eingezogen und geriet in russische Gefangenschaft, wo er neun Jahre in Lagerhaft verbrachte. 1954 kehrte er nach Deutschland zurück und führte an der Universität Köln seine Lektorentätigkeit fort. Er wurde zum Honorarprofessor ernannt, sodaß er auch noch nach seiner Entpflichtung weiter lehren konnte.
B. war Hispanist, der von seinem Lehrer Spitzer die Ausrichtung auf die Analyse der lebendigen Sprache (im Sinne von Ballys le langage et la vie ) übernommen hat und sie in deskriptiv minutiösen Analysen umgesetzt hat, angefangen bei seiner Dissertation bei Spitzer in Bonn: „Beiträge zur Kenntnis der spanischen Umgangssprache“.[1] Entsprechend dem Spitzerschen Vorgehen bei seinen italienischen Quellen wertet B. dazu spanische Theaterstücke („Lustspiele“) aus, stützt sich aber vor allem extensiv auf eigene Beobachtungen gesprochenen Alltagssprache bei mehreren Studienaufenthalten in Spanien. Methodisch folgte er Spitzer mit dem Fokus auf kreativen Neubildungen, die er in darauf abgestellten Publikationen aufbereitet.[2] Aber anders als Spitzer, der in seinen deskriptiven Beobachtungen letztlich nur Indikatoren der conditio humana in einem „nationalsprachlich“ gerahmten Fenster sah, die er in einer psychologisierenden Matrix zu bestimmen suchte, war B. ein dezidierter Hispanist, dem es um das von ihm auch immer wieder emphatisch beschworene Genie der spanischen Sprache (den „genio del idioma <español>“) ging, das er in der Kreativität der Alltagssprache manifestiert fand, die er gelegentlich auch als unvergleichlich angesprochen hat.[3] Dieses „Genie“ zeigte sich für ihn nicht auf der Linie von Voßler oder Spitzer da, wo es in der Literatur eine ausgebaute sprachliche Form findet, sondern in der Alltagssprache, die er bemüht war, extensiv zu dokumentieren wie in seinem auch in spanischer Sprache veröffentlichten „Frases y diálogos de la vida diaria“.[4] Die von ihm dort analysierten kreativen Ressourcen des Spanischen faßte er als spezifisch spanische Form des sprachlichen „humorismo“.[5] Diese Arbeiten wurden auch gleich in Spanien rezipiert, gewürdigt und auch in Übersetzungen nachgedruckt. [6]
Die Resultate seiner deskriptiven Forschung hat B. vor allem auch didaktisch aufbereitet: mit einem auf die Fremdsprachpraxis abgestellten Sprachführer: 1000 idiomatische Redensarten Spanisch,[7] und mit einem Kompendium als alphabetisch angelegtem Nachschlagewerk: Stilistisch-phraseologisches Wörterbuch spanisch-deutsch.[8]
Q: Ursula Doetsch, In memoriam Werner Beinhauer (1896-1983), in: Revista de Filologia Española 64/ 1984: 161-164
[1] Diss. phil. Universität Bonn 1923, maschinenschriftlich. Gedruckt (und bearbeitet) als „Spanische Umgangssprache“. Bonn: Dümmler 1930.
[2] Z.B. Spanischer Sprachhumor (Augenblicksbildungen). Bonn: Röhrscheid 1932.
[3] So auch in der Buchversion seiner Dissertation (1930), in der spanischen Ausgabe El Español Coloquial (Madrid: Gredos 1963), S. 12.
[4] Leipzig: Reisland 1925.
[5] S. die spanische Ausgabe des Buchs von 1932: El humorismo en el español hablado (improvisades creaciones espontáneas). Madrid: Gredos 1973; Zitat S. 14.
[6] S. dazu Pilar Montero Curiel, En la prehistoria de los estudios sobre el español coloquial. Frases y diálogos de la vida diaria de Werner Beinhauer. Cáceres: Universidad de Extremadura. 2013.
[7] Berlin: Langenscheidt 1939, 8. Aufl. 1963.
[8] München: Hueber 1978.