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Hesse, Walter Gustav

Geb. 2.7.1906 in Berlin, gest. 1979 in Sydney/Austr.

 

Studium der Germanistik und klassischen Philologie in Berlin, Breslau und Heidelberg. Promotion in Germanistik 1929 in Breslau (bei Merker) mit einer literaturgeschichtlichen Arbeit »Das Schicksal des Lalebuches in der deutschen Literatur«,[1] die außer einer philologischen Kritik der verschiedenen Ausgaben und der Rezeptionsgeschichte »volkskundliche« Topoi der damaligen Germanistik spiegelt, so vor allem zum landschaftsgebundenen Charakter der Literatur, zum »Volkscharakter« in diesem Volksbuch u. dgl. Nach der Promotion war er in der väterlichen Druckerei tätig und beschäftigte sich vor allem mit der Fotografie, publizierte aber auch journalistisch im Feuilleton. 1936 emigrierte er vor der rassistischen Verfolgung nach Südafrika, wo er neben verschiedenen beruflichen Beschäftigungen (u.a. als Fotograf von 1943 bis 1946) ein weiteres Studium absolvierte. Von 1945 bis 1960 unterrichtete er in den Fächern Deutsch und Englisch an den beiden Universitäten in Johannesburg, später war er in unterschiedlichen Berufsfeldern tätig, u.a. als Übersetzer. 1960 ging er als Lektor für Deutsch an die Universität Belfast, 1965 emigrierte er weiter nach Australien, wo er an der deutschen Abteilung der New South Wales University lehrte (von 1968 bis zur Pensionierung 1971 als Professor), zuletzt auch die Abteilung dort leitete. Nach seiner Pensionierung unterrichtete er auch weiterhin Deutsch an Abendschulen.

H. ist, neben seinen journalistischen und fotografischen Arbeiten, vor allem Literaturwissenschaftler. Allerdings hat er sich im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit nicht nur mit der deutschen Sprache beschäftigen müssen, sondern sich auch mit methodischen Fragen des Fremdsprachunterrichts auseinandergesetzt, weshalb er hier Berücksichtigung findet. Das spiegelt sich vor allem in seinem Lehrbuch »German. An Introduction to grammar and literature«,[2] das ein entschiedenes Plädoyer gegen ein formales Sprachtraining i. S. der damals modernen direkten Methode enthält und den Fremdspracherwerb ausdrücklich auf den Zugang zu kulturellen Dokumenten abstellt (vorrangig, wenn auch nicht ausschließlich auf literarische Quellen, hier: mit einer Zusammenstellung von Texten von der mittelalterlichen Literatur bis zur Gegenwart) und dabei eher instrumentell auch sprachanalytische Probleme, insbesondere solche der Syntax behandelt, gelegentlich auch mit kontrastiven Hinweisen zu Parallelen Deutsch-Afrikaans.

Q: BHE; IGL.



[1] Ohlau, Schlesien: Eschenhagen 1929.

[2] Johannesburg: Witwatersrand UP 1958.