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Pick, Hayyim (Heimann bzw. Hermann)

Geb. 15.1.1879 in Schildberg bei Posen, gest. 8.7.1952 in Jerusalem.

 

Nach den Abitur 1897 in Ostrowo Studium der Semitistik in Berlin, parallel zur Ausbildung am dortigen Rabbinerseminar. 1903 promovierte P. (bei Delitzsch) mit der Dissertation »Talmudische Glossen zu Delitzschs Assyri­schem Handwörterbuch«.[1] Die Arbeit versucht Spuren der assyrisch-babylonischen Kultur in der nachexilischen jüdischen (weitgehend aramäisch überlieferten) Li­teratur zu rekonstruieren. Systematisch trägt er dabei namen­kundliches Material (Orts- und Personennamen) sowie den Wortschatz im Bereich des Rechts und der Wirtschaft aus dem Talmud zusammen, das er alt-assyrisch (akkadisch) etymologisiert.

P. war seit 1898 aktiv in der zionistischen Bewegung, auf derem religiös-othodoxen Flügel, der Mizraħi.[2] Seit 1903 war er in Berlin bei der Preußischen Staatsbibliothek angestellt, wo er für sich das religiös motivierte »Privileg« durchsetzte, samstags nicht arbeiten zu müssen. Gleichzeitig hatte er wohl auch einen Lehrauftrag an der Universität und wurde 1919 zum Professor ernannt. Von 1914 bis 1918 war er als Zensor für das jüdische Schrifttum im Kriegsdienst. Gleichzeitig unterrichtete er auch auf einer jüdischen Schule in Berlin. Von 1921 bis 1927 schied er vorübergehend aus dem Bibliotheksdienst aus, um in Palästina im Büro für (jüdische) Immigration zu arbeiten. 1928 kehrte er wieder auf seine Stelle in Berlin zurück.

Als aktiver Weltkrieg I-Teilnehmer war er 1933 noch vor einer rassistischen Entlassung geschützt, wurde aber 1934 beurlaubt und emigrierte nach Palästina. Aufgrund dessen wurde er wohl auch in den Listen der Notgemeinschaft aufgeführt. Seit 1934 war er an der Hebräischen Universität tätig, wo er vor allem den Aufbau der jüdischen Nationalbibliothek betrieb, deren Bibliographie er mitbegründete. Sein großes wissenschaftliches Projekt im Ausgang von seiner Dissertation war ein assyrisch-aramäisch-hebräisches Wörterbuch, für das er in Berlin systematisch Quellen (u.a. auch Keilschrifttexte) gesammelt hatte. Dieses Unternehmen führte er nicht fort, zunächst wohl, weil seine Bibliothek und sein Archiv in Berlin beschlagnahmt worden waren, dann aber wohl auch, weil er seit 1935 mehr oder weniger ausschließlich politisch und administrativ im Rahmen der zionistischen Organisationen (der Mizraħi) tätig war und u.a. eine Bank mitgründete. In den letzten Jahren machte eine Krankheit ihm das wissenschaftliche Arbeiten unmöglich.

Q: LdS: unplaced; BHE; Walk 1988; Habermann u.a. 1985; E/J; DBE 2005; Nachruf in: Der Aufbau 18/1952; Ellinger 2006.



[1] Teildruck Berlin: H. Itzkowski 1903.

[2] Abkürzung für Merkaz ruħani »Geistiges Zentrum«. Die Mizraħi formierte sich in Palästina als politische Organisation, in Israel inzwischen auch als Partei, die auf allen Ebenen als Kontrollinstanz auftritt, u.a. mit einer eigenen Universität (Bar Ilan).