Scheludko, Dimitri
Studium der Romanistik in Kiew, Examen 1915; Fortsetzung des Studiums in St. Petersburg, 1918 Dozentenexamen in Kiew. Danach ging er zunächst nach Sofia (Bulgarien), wo er zur bulgarischen Literatur publizierte, 1920 weiter nach Deutschland, wo er sein Hauptforschungsgebiet: provenzalische Literatur, aufbaute, auch zum Neuprovenzalischen (Okzitanischen). Daneben stehen balkanphilologische Untersuchungen, außer zur Literatur auch zu formalen (sprachwissenschaftlichen) Gegenständen, etwa romanisch-slawischen Lehnbeziehungen (vor allem im Rumänischen). Seinen Lebensunterhalt mußte er außerhalb der Universität verdienen, bis er 1931 eine Assistentenstelle in Köln bei Spitzer erhielt. Für diese promovierte er noch 1931 in Halle (mit einer Dissertation über Mistral bei Voretzsch, zu dem er über seine provenzalischen Forschungen einen engen Kontakt hatte). Er forschte und publizierte relativ breit zu mediävistischen Gegenständen, auch zum Mittelhochdt. Sein Arbeitsschwerpunkt war die Trobador-Dichtung, zu der er vor allem auch systematische Forschungsüberblicke vorlegte, die die damals (und auch heute noch) heftig debattierte Frage nach ihrem literaturgeschichtlichen Status dokumentieren. Er lehnte insbesondere den Rückgang auf die arabische (andalusische) Dichtung ab, und stellte sie als genuin moderne Ausdrucksform der mittelalterlichen Gesellschaft dar, die insbesondere Formen der traditionalen lateinischen Schulbildung (kirchliche Vortragsformen u. dgl.) nutzte.
1933 wurde er (zugleich mit Spitzer) in Köln aus rassistischen Gründen entlassen und mußte nach Bulgarien zurückkehren; einige seiner romanistischen Arbeiten erschienen noch danach in deutschen romanistischen Zeitschriften. In Bulgarien war er in der Privatwirtschaft tätig, bis er 1944 (mit der Etablierung eines kommunistischen Regimes) eine Stelle im Propagandaministerium erhielt. Seine späteren Publikationen galten nur noch der bulgarischen Literatur.
Q: Christmann/Hausmann 1989; S. Vatteroni, »D. S. (1892-1954). Bibliografia degli scritti, con una nota biografica e alcune lettere inedite«, in: Z. rom. Ph. 128/2012: 1-36.