Steiner, Franz Baermann
Geb. 12.10.1909 in Karlin (CSR, damals Karolinenthal, Böhmen), gest. 27.11.1952 in Oxford.
S. wuchs zweisprachig in Prag auf und studierte dort Semitistik an der Deutschen Universität, zugleich Ethnologie an der Tschechischen Universität, 1930-1931 auch an der Hebräischen Universität in Jerusalem, um dort systematischer zum Arabischen zu arbeiten. 1935 Promotion mit einer Dissertation über die arabische Wurzelstruktur an der Deutschen Universität Prag, danach Fortsetzung des ethnologischen Studiums in Wien mit einem Schwerpunkt bei den sibirischen Völkern und ihren Kulturen.
S. war aktiv in sozialistischen und auch zionistischen Organisationen, dabei politisch engagiert für einen Lösung des arabisch-jüdischen Konflikts in Palästina. Vor der drohenden rassistischen Verfolgung (der später seine Eltern und große Teile seiner sonstigen Familie zum Opfer fielen) emigrierte er 1936 nach London, wo er seine ethnologischen Studien fortsetzte. 1937 kehrte er nochmal nach Prag zurück, um empirische Forschungen zu den böhmischen Roma zu unternehmen. Seit 1938 arbeitete er in London eng mit führenden Vertretern der englischen Ethnologie/Anthropologie zusammen (Radcliffe-Brown, Evans-Pritchard, Malinowski u.a.), seit 1949 als Dozent für dieses Gebiet in Oxford. 1950 nahm er die britische Staatsbürgerschaft an. Schwerpunkte seiner späteren Forschungen waren die Sklaverei und die Rolle des Tabus in der gesellschaftlichen Reproduktion; seine angefangenen großen Arbeiten dazu konnte er aber nicht mehr bis zur Publikation fertigstellen (einiges wurde postum veröffentlicht). Ausgesprochen sprachwissenschaftliche Forschungen hat er später wohl nicht mehr unternommen. Wohl auch in Reaktion auf die Schoah wurde für ihn in den letzten Jahren die Auseinandersetzung mit dem Judentum dominierend.
Q: Wikipedia (englisch), 2013.