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Stoessl, Franz

Geb. 2.5.1910 in Wien, gest. 6.8.1988 in Graz.

 

S. studierte nach dem Abitur 1929 in Wien dort von 1929 bis 1934 an der Universität klassische Philologie und Sprachwissenschaft (in seinem Lebenslauf zum Promotionsantrag führte er unter seinen Lehrern neben Kretschmer auch Bühler auf). 1933 promovierte er mit einer literarisch ausgerichteten Dissertation über die Dramentechnik des Aischylos.[1] Im Anschluß daran legte er das Lehrerexamen ab und unterrichtete in Wien von 1934 bis 1938 als Gymnasiallehrer für Latein und Griechisch. 1938 wurde er entlassen, einerseits aus rassistischen Gründen, andererseits auch weil er Mitglied der SDAP war. 1939 emigrierte er in die Schweiz, wo er noch im gleichen Jahr an der Universität Zürich habilitierte, wiederum mit einer literaturgeschichtlichen Arbeit in der Gräzistik,[2] und als Privatdozent, seit 1948 als Titularprofessor an der Universität Zürich seine Fächer lehrte. 1950 emigrierte er nach Kanada, wo er als Assistenzprofessor an der Universität New Brunswick tätig war. 1952 kehrte er nach Wien zurück, wo er wieder als Gymnasiallehrer und zugleich Dozent an der Universität tätig war, bis er 1961 zum außerordentlichen Professor für Klassische Philologie ernannt wurde, 1964 zum ordentlichen Professor.

Der Schwerpunkt seiner Arbeiten sind literarische Untersuchungen, in Verbindung mit Kommentaren und Erläuterungen, aber auch philologische sprachwissenschaftlich orientierte Detailstudien, mit detaillierten metrischen, syntaktischen, wo nötig auch sprachgeschichtlichen Erläuterungen, z.B. »Menander: Dyskolos«.[3] Vereinzelt gibt es bei ihm auch direkt sprachwissenschaftliche Studien, so z.B. »Zur Bedeutung von griech. βια«[4], wo er das Wortfeld vor allem in erotisch ausgerichteten Texten im Spannungsfeld von Gewalt und Leidenschaft mit ausführlichen Textbelegen analysiert, parallelisiert mit lateinischen Stellen (zu lat. vis). Außerdem papyrologische Untersuchungen, etwa zu den Arten der Sprachauszeichnung/Markierung des Sprecherwechsels in der Dramenüberlieferung, z.B. »Die Zeichen für Sprecherwechsel im Pap. Bodmer XXV, IV, XXVI (Menander, Samia, Dyskolos, Aspis)«.[5]

Q: V; BHE; DBE 2005; Universitätsarchiv Wien; Schriftenverzeichnis, in: Grazer Beiträge für klassische Altertumswissenschaft 4/1975: 1-11; W. Höflechner, »Franz Stoessl (1961-81)«, in: W. Höflechner (Hg.), »Beiträge und Materialien zur Geschichte der Wissenschaften in Österreich« (Publikationen aus dem Archiv der Universität Graz 11), Graz: Akademische Druck- u. Verlagsanstalt 1981: 262.



[1] Publiziert als »Die Trilogie des Aischylos. Formgesetze und Wege der Rekonstruktion«, Baden (bei Wien): Rohrer 1937. Sein Betreuer L. Rademacher beurteilte die Arbeit in seinem Gutachten als habilitationsäquivalent.

[2] »Apollonios Rhodios«, Berlin-Leipzig: Paul Haupt 1941.

[3] Paderborn: Schöningh 1965.

[4] In: Die Sprache 6/1960: 67-74.

[5] Wien usw.: Böhlau 1970.