Bühler, Karl

Geb. 27.5.1879 in Meckesheim bei Heidelberg, gest. 24.10.1963 in Los Angeles.

Nach dem Abitur 1898 in Tauberbischofsheim studierte B. Medizin und Psychologie in Freiburg/Br., wobei er das Studium zunächst auch im Fach Mathematik aufgenommen hatte. Das Medizinstudium schloß er 1903 mit dem Staatsexamen ab und war seitdem als praktizierender Arzt tätig. 1904 promovierte er zweifach: zum Doktor med. in Freiburg mit einer Dissertation zum Sehen (also schon mit einer psychologischen Orientierung) und zum Dr. phil. in Straßburg mit einer Dissertation über den schottischen Philosophen Henry Home [Lord Kames, 18. Jhd.], die dessen "erkenntnistheoretischen" Grundsätzen gilt. [1] Seitdem orientierte er sich auf die psychologische Forschung, u.a. 1904/05 mit einem Studienaufenthalt in Berlin bei Stumpf, an dessen Institut damals eine gestalttheoretische Neuorientierung entwickelt wurde, die für B.s weitere Forschungen grundlegend wurden. Oswald Külpe (1862 - 1915) holte ihn 1905 an sein psychologi­sches Insti­tut in Würzburg, wo er 1906 eine Assistentenstelle erhielt, auf der er 1907 mit »Tatsachen und Probleme einer Psychologie der Denkvor­gänge« habilitierte. [2]  Seine methodischen Grundlagen, die sich vor allem auf Introspektion stützten: auf die Art wie kognitive Strukturen in ihrer kategorialen Besonderheit entdeckt werden, stand quer zu der etablierten disziplinären Methodik, die sie auf meßbare Befunde zu reduzieren versuchte, die mit instrumentellen Verfahren gewonnen wurden. Entsprechend scharf reagierte Wundt auf diesen Ansatz.

Die daraus resultierende publizistische Kontroverse machte B. zu einem promi­nenten Vertreter der »Würzburger Schule« der Denkpsy­chologie. [3] In der Folge entwickelte sich eine nahezu symbiotische Zusammenarbeit mit Külpe, mit dem B. 1909 nach Bonn ging, dann 1913 nach München, wo B. zum a.o. Pro­fessor ernannt wurde. [4]   In Bonn vollzogen Külpe und B. eine sprachanalytische Wende, die die kategoriale Besonderheit des Sprachlichen in den Blick nahm (in Abgrenzung zu kommunikativen und expressiven Verhaltensformen, die sich  auch bei höheren Tieren finden), gefaßt als Funktion der Darstellung von Sachverhalten. Külpe hat diese Sichtweise vor allem in Auseinandersetzung mit den ontologischen Prämissen der Sprachphilosophie entwickelt, die Sprachstrukturen letztlich als denotative Abbildungen sah. Demgegenüber stellte er das Besondere der Sprache in deren symbolischen Ressourcen heraus, die es erlauben, sich von den gegenständlichen Vorgaben zu lösen. Er entwickelte das recht differenziert in seiner Logikvorlesung, wo er die argumentativen Ressourcen der Sprache als Möglichkeit zur Modellierung von Sachverhalten herausstellt, die deren ansonsten verdeckte Strukturen transparent macht. [5] B. hat diesen Ansatz in seinem späteren Werk systematisch weiterentwickelt, vor allem so in seiner "Sprachtheorie" (1934), s.u.

Auch wäh­rend des Welt­krieges setzte B. nach seiner Ein­berufung als Stabs­arzt seine wis­senschaftliche Tätigkeit und auch die Lehre fort. Als Külpe am 31.12.1915 in Folge einer Typhus-Erkrankung verstorben war, mit der er sich in einem Lazarett infiziert hatte, wurde B. von seinem Kriegseinsatz an der Westfront zurückgerufen, um die Leitung des Münchener Instituts zu übernehmen, zugleich mit dem ärztlichen Dienst in einem Münchener Lazarett, bei dem er vor allem kopfverletzte Soldaten betreute und dadurch systematisch mit Aphasie-Problemen befaßt war (s. die Parallele bei  Goldstein). Am Universitätsinstitut übernahm er mit anderen Aufgaben von Külpe auch die Betreuung von dessen DoktorandInnen, darunter Charlotte Malachowski, die damals am Münchener Institut studierte. Er verliebte sich in sie, und 1916 heirateten sie. Mit ihr unternahm er seitdem ge­meinsame Stu­dien bes. zur kindlichen (Sprach­-)Entwicklung (besonders so später in Wien, s. hier bei Charlotte Bühler).

1918 wurde B Ordina­rius an der TH Dres­den. 1922 ging er nach Wien. Der Aufbau eines großen For­schungsinstituts war dort aber nur möglich, weil er zugleich­ Lehrverpflichtungen für die Lehrerausbil­dung übernahm, was mit der Überlassung von Räumen im Gebäude der Schulaufsicht kompensiert wurde.  [6] Zu dieser Verbindung mit der der sozialde­mokratisch be­triebenen Schulreform bzw. Leh­rerausbildung gehörte für ihn wohl auch, daß er einen Wahlaufruf "Kundgebung des geistigen Wiens" für die Sozialdemokratie unterschrieb, was ihm von der politischen Rechten (aber auch von konservativen Gegenspielern in der Universität) vorgeworfen wurde und bei der späteren faschistischen "Säuberung" nach dem "Anschluß" eine wichtige Rolle spielte. Aus der (vertraglich festgelegten) Bindung an Aufgaben der Schule (und auch der Vorschulerziehung) resultierte auch die empirische Ausrichtung der Forschungen am Institut (für die so gewissermaßen qua Amt der Zugang zum Forschungsfeld sichergestellt war). Der Ausbau des Forschungsinstituts wurde vor allem durch das Einwerben von internationalen Forschungsmitteln möglich. B. baute enge Verbindungen zu den USA auf, wo sowohl er wie seine Frau Char­lotte 1927/28 und wieder 1929/30 zu Gastprofes­suren und Vorträ­gen waren. Das brachte ihm (und vor allem auch Charlotte B.) von 1924-1936 eine große, auf 10 Jahre bewilligte Förderung durch die Rockefel­ler Stif­tung ein, dazu auch zahlreiche (nicht nur US-ame­rikanische) Stipen­diaten. Rufe an US-amerikanische Uni­versitäten lehnte B. allerdings ab.

In Wien war B. von Anfang an poli­tischen An­griffen der Rech­ten, insbes. auch von Seiten faschisti­scher Studen­ten ausge­setzt. Er war in vieler Hinsicht ex­poniert: durch seine Aktivitäten in der "roten" Lehrerausbildung, durch sein wiederholtes öffentliches Eintreten für bür­gerliche Frei­heiten, [7] vor allem aber auch als »Philosemit«, weil er mit der (nicht praktizierenden) Jüdin Charlotte B. verheiratet war. 1933 war B. aus Protest gegen den anti­semitischen Kurs der Deutschen Ge­sellschaft für Psychologie aus deren Vorstand zurückgetre­ten (er blieb aber wie auch seine Frau Mit­glied: beide wurden noch am 1.1.1937 als Mit­glieder ge­führt, s. Bericht des 15. Kongresses 1936).  [8] Mit dem Faschisierungsprozeß in Österreich ver­schärfte sich B.s Situation, wobei oppor­tunistische Intrigen kar­rieresüchtiger Kol­legen ihren Teil bei­getragen haben mö­gen. Hinzu kam, daß einige Mitar­beiter aus dem B.schen Institut wie Paul F. Lazarsfeld und vor allem Marie (Albu-) Jahoda zu soziali­stischen Krei­sen gehörten und auch illegal tä­tig waren. Jeden­falls wurde B. gleich nach dem »Anschluß« (13.3.1938) von der Gestapo in­terniert: vom 23.3. bis 7.5.1938 war er in Haft, wo in verschiede­ner Weise Druck auf ihn ausgeübt wurde, vor allem mit dem Ziel der Schei­dung von seiner jüdi­sch stigmatisierten Frau. [9] Durch norwe­gische Interven­tion (Char­lotte B. war da­mals dort) konnte B. zu einer Gastpro­fessur nach Oslo ausrei­sen. [10]  Formal wurde diese Periode durch seine rück­wirkende Pensionierung am 21.11.1938 abgeschlos­sen.

Nach der Emigration konnte B. fachlich nicht mehr Fuß fassen – die Haft hatte ihn zunächst wohl auch zu einem ge­brochenen Men­schen ge­macht.  [11]  Als B. nach einer Erho­lungspause in Norwegen 1938 in die USA immi­grierte, ge­lang ihm der Ein­stieg in die wissen­schaftliche Gemein­schaft nicht mehr – ein von ihm zuletzt auf Drängen sei­ner Frau Charlotte angenomme­ner Ruf an die Fordham Uni­versity in New York ließ sich nicht mehr ver­wirklichen, weil er als Katholik, der mit ei­ner Protestan­tin ver­heiratet war, an einer katholi­schen Uni­versität nicht tragbar er­schien;  [12]  ob dabei auch seine Stigmati­sierung als vormaliger Inhaf­tierter eine Rolle spielte, ist un­klar.  [13]   B. selbst fand in den USA nur noch klinische Jobs: 1939 am St. Scholastica College, Duluth in Minne­sota; 1940-1945 in St. Paul, Minne­sota, seit 1945 in Los Angeles als frei praktizieren­der Arzt mit Lehrtätig­keit in der Medizin an der University of Southern Cali­fornia. Nur im (katholischen!) St. Thomas College in St. Paul konnte er in seinen Lehrveranstaltungen zur Allgemeinen Psychologie auch sprachtheoretische Fragen aufnehmen - vor offensichtlich breiter interessierten Studenten, die sich in den Kriegsjahren aus dort eingerichteten Kursen für Navy-Kadetten rekrutierten: erhaltene Nachriften von diesen zeigen, daß er damit durchaus Anklang fand. Offensichtlich konnte der dabei auch an seine militärpsychologischen Arbeiten am Ende und anch dem ersten Weltkrieg anknüpfen (u.a. mit Tests zur Belastungsfähigkeit bei Fliegern u.dgl., vgl. dazu auch bei Selz), s. die Nachschriften im Nachlaß (s. Q). In diesem Kontext entstand ein Manuskript (122 Bl.) zu einem »Pocket book on practical se­mantics« (im Nachlaß, Q, datiert 1942), in dem sich seine weit gespannten "semiotischen" Überlegungen, von der Zeichentheorie bis zur Fragen der Kunst, niedergeschlagen haben.

Neben seiner ärztlichen Tätigkeit versuchte er durchaus auch seine For­schung neu zu organisieren, ausgerichtet auf schon früh von ihm angegangenen Fra­gen im Grenzbereich von Biolo­gie/Verhaltensforschung (s.u. dem Schlüsselbegriff der Steuerung in seinen frühen Arbeiten); diese nahm er jetzt im Stil neuerer kyberneti­scher Mo­dellierungen wieder auf­. Dabei ver­suchte er sich ohne Er­folg auch mit ei­nem größeren For­schungsprojekt »Seven Years of Traf­fic-Safety on High-Ways: Safety Quoti­ents and Safety Pro­files«. Der umfangreiche Nachlaß von annähernd 5000 Seitien enthält eine ganze Reihe von Manuskripten mit Forschungsskizzen und Exzerpten aus der Forschungsliteratur, die seine sprachtheoretischen Überlegungen in einen breiteren anthropologischen Horizont stellen: zum Aufbau von Orientierungsystemen bei Tieren (Hausfliegen, Bienen, Krebsen u.a.) und der Potenzierung dieser Systeme durch die Nutzung medialer, also symbolischer Ressourcen (Kompaß, Karten u. dgl. beim Menschen, zugleich mit der biologisch-körperlichen Fundierung der Systeme: zeitliche Gliederung fundiert im Rhythmus der Atmung, des Pulses, der Periodiserung des Stoffwechsels, der Befriedigung von Hunger / Durst u.a. mehr.  [14]  Eine detaillierte Inventarisierung und kursorische Auswer­tung des an der Univ. Graz archivierten Nach­lasses (s. Q) findet sich bei Daniela G. Camhy.  [15] Dem­nach stammt der größte Teil dieses hand- oder maschinenschrift­lichen Nachl­asses (meist unda­tiert) wohl noch aus der Zeit vor der Emi­gration, ent­hält Vor­tragsentwürfe, Ex­zerpte und Notizen, die offen­sichtlich in die von ihm als Synthese verfaßte »Sprachtheorie« eingegangen sind. Spätere Arbei­ten kön­nen im ein­zelnen allerdings sicherlich noch präzisere Bestim­mungen enthal­ten, so in Hin­blick auf seinen (sprachlichen) Handlungsbe­griff, den er auch im therapeuti­schen Zusammen­hang weiter reflek­tierte (s. a.a.O.: 69ff.), oder auch seine strikte Absage an den Physi­kalismus bzw. logischen Positivismus (so ins­bes. in Bezug auf Carnap, a.a.O., S. 19-21), zur Schrift s.u..

Inso­fern ist B.s Schicksal ein dramati­sches Beispiel für den Bruch einer wissenschaft­lichen Karriere durch die erzwun­gene Emigration. Allerdings versuchte B. durchaus, seine Arbeiten vor der Emigration weiterzuführen - der Heraus­geber der geplanten Ge­samtausgabe, Achim Eschbach, spricht sogar von einer Kontinuität in seinem Werk.  [16]  Dabei waren die Schwierigkeiten des Exils bei B. sicher nicht nur ein­seitig: B. war von seinen früheren USA-Aufenthal­ten ver­stört durch den dort sei­ner Meinung nach ra­pide voran­schreitenden »Kulturver­fall«, der ihn die US-ameri­kanische Ent­wicklung mit der »bol­schewistischen« als eine kongruente Bedrohung des europäischen Er­bes sehen ließ.  [17]  Das tiefe Er­schrecken und die Abnei­gung gegen die US-Gesell­schaft ha­ben sicher seine Ableh­nung der früher er­gangenen Rufe be­stimmt – und spä­ter, bei dem erzwunge­nen Exil, die Schwie­rigkeiten, sich dort zu arran­gieren. Als er aber nach dem Krieg  wieder ein Angebot er­hielt, nach Wien zurückzu­kehren, lehnte er es in Hin­blick auf die Integra­tion seiner Familie in das Le­ben in den USA ab (was wohl auf seine Frau und die Kin­der, kaum auf ihn selbst zu­trifft). Seine sprach­theoretischen Ar­beiten wur­den in den USA im wesent­lichen erst nach seinem Tode wahrgenommen;  [18]  zur postumen Rezeption gehört insbe­sondere die ausführ­lich eingelei­tete Über­setzung seines Axioma­tik-Auf­satzes (s.u.) als Monogra­phie.  [19]  Eine eng­lische Übersetzung seiner Sprachtheo­rie ist 1990 in Europa erschienen.  [20]  Es ist signifikant, daß B. zwar 1941 in die Linguistic So­ciety of America ein­trat – aber nur bis 1948 Mitglied blieb.

B.s gesamtes Werk als Psychologe und Mediziner kann hier nicht gewürdigt werden.  [21] Im Folgenden gehe ich ausführlicher nur auf sein sprachtheoretisches Werk ein, das eine Schlüsselstellung in der jüngeren Sprachforschung hat - oder jedenfalls haben sollte. Als Vertreter der Denkpsychologie hat er von Anfang seiner wissenschaftlichen Karriere an in die sprachwis­senschaftlichen Diskussionen eingegrif­fen hat. Anlaß dazu war die vi­rulente Sub­sumption der Sprachwissen­schaft un­ter die Psychologie Wundt­schen Typs, die je­denfalls die theoretischen Äußerungen in der Folge der Junggrammati­ker be­stimmte. In Ausein­andersetzung mit Husserls Kritik am Psychologis­mus[22] entwic­kelte B. seit 1907 in einer gan­zen Reihe von Aufsätzen ein sprachtheoreti­sches Modell, das 1934 in seiner »Sprachtheorie« einen zusammenfassen­den Aus­druck finden sollte.  Über spezifische Forschungsprobleme hinaus hatten sprachtheoretische Fragen für ihn eine Schlüsselstellung in der Abklärung eines theoretischen Konzepts von Psychologie, wie er es in einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Fach in »Die Krise der Psychologie« (1927, s. dazu w.u.) entwickelte. Dort stellte er die Sprachanalyse als kritisches Moment jeder anthropologisch ausgerichteten Wissenschaft heraus und argumentierte damit gegen die verschiedenen reduktiven Ansätze in der zeitgenössischen Psychologie (dabei ausdrücklich mit Einschluß der Psychoanalyse, deren Kritik der vierte Abschnitt des Buches gilt, S. 162 – 199): gegen die Dominanz sexueller Triebkräfte stellte er eine weniger festgelegte Ausrichtung der "Lust" als Energie gerade auch für kognitive Aktivitäten, insbes. als Funktionslust, die nicht nur frühkindliches Verhalten bestimmt (vgl. auch die ähnliche Kritik bei W.Stern ).

Gegen die Reduktion auf »Seelisches« (das „Erleben“) und damit die Reduktion von Sprache auf dessen Ausdruck (so insbesondere gegen Wundt gerichtet) stellte er die Konstitution von Sprache in sozialen Bezügen, dabei aber gegen die Reduktion auf Kommunikation i.S. von Verhaltenssteuerung (die eben auch bei Tieren gegeben ist). Im expliziten Anschluß an Husserl stellte er die reflexive Dimension von Sprache heraus, die sich im Sinn des Handelns ausdrückt (dessen Fehlen für ihn die Abgrenzung zu tierischem Verhalten begründet, so komplex dessen symbolische Aspekte auch sein mögen: ausdrücklich spricht er auch bei den Leistungen höherer Tiere von einer Semantik). Im Kontext der damaligen ganzheitlichen Debatten (z.B. bei Spranger und Freyer) forderte er eine »Strukturanalyse«, die Sprachanalyse für alle einschlägigen Disziplinen paradigmatisch macht, insbesondere aber für die Psychologie. Husserls Zeichenbegriff ist für ihn die Grundlage für einen theoretischen Ansatz in Abgrenzung zu allen »natürlichen« Reduktionsversuchen. Sehr detailliert musterte er die Ressourcen von Ausdrucksformen (Gesten, Mimik, Laute) und stellte heraus, daß deren Deutung vor allem durch die Möglichkeit metaphorischer Übertragung von bereits vollzogenen Deutungen durchaus offen ist. Dabei bleiben aber alle solche Deutungen ikonisch gebunden. In der Überwindung solcher ikonischer Bindungen liegt für ihn das konstitutive Merkmal von Sprache, das deren „Darstellungsfunktion“ begründet (die er 1934 dann auch als Untertitel seiner „Sprachtheorie“ nahm), die Sprache von „natürlichen“ Ausdruckssystemen unterscheidet, bei denen er nur von einer „Art von Sprache“ (zur Verdeutlichung sprach er so auch von Lautsprache, wie es allerdings damals in solchen Darstellungen üblich war).

Im übrigen war die Professionalisierung der Psychologie damals ebenso wenig abgeschlossen wie die der Sprachwissenschaft, sodaß die »Revierabgrenzung« für B. auch noch ein offenes theoretisches Problem war. Darauf zielen bei ihm auch terminologische Abgrenzungen; so wenn er öfters die Sprachwissenschaft im umfassenden Sinne reklamiert, der er später im Kontext der Diskussion mit den Pragern auch die Linguistik im engeren Sinn gegenüberstellt. Hier seien nur einige Etappen in der Entwicklung von B.s einschlägigen Überlegungen genannt: Gewisserma­ßen programma­tisch für das ganze Werk steht seine aus­führliche Rezen­sion zu Marty,  [23]  in der er ein umfassendes Ver­ständnis von Sprach­wissenschaft re­klamiert (»alle Forschun­gen, deren Objekt die Spra­che ist«, S. 947). Im engeren Sinne der Rezension stellte er eine theoreti­sche Rekon­struktion der Analysen in der Nach­folge Husserls gegen Mar­tys Begriffstaxinomien, wobei bei seiner formalen Kritik an begrifflichen Unklarheiten bei Marty allerdings untergeht, daß dieser mit seiner Betonung der konstitutiven Rolle von synsemantischen Sprachformen gegenüber autosemantischen durchaus das in den Blick nahm, was er selbst später als Struktur des Symbolfelds entwickelte, s.u.

In diesen frühen Arbeiten entwarf B. einen funktionalen Ansatz, der in der Unter­scheidung von KundgabeDar­stellung und Beeinflus­sung (die nicht in jeder Äußerung gleich be­stimmt sein müssen) schon das Organon­modell seiner späteren Sprach­theorie ent­hält. Damit wandte er sich ge­gen jede Art von Reduktionis­men: die Sprachana­lyse/Sprachwissenschaft kann weder von der Psy­chologie, noch von der Logik (hier auch gegen die frühe Position Husserls), noch von der So­ziologie her entwic­kelt werden – sie verlangt eine ei­gene Wissen­schaft. B. ist insofern sicher einer der entschiedensten Ver­treter einer Neubegrün­dung der Wissenschaften durch eine methodo­logische Fundierung – für die Sprachwissen­schaft einer der wichtigsten. Sein vollständiges Modell mit den drei Dimen­sionen Kund­gabe (spä­ter ersetzt er diesen Terminus, der auch in Husserls Argumentation zentral ist, durch Ausdruck), Auslösung (später: Ap­pell), Darstellung entwickelte er dann weiter in: »Kritische Muste­rung der neue­ren Theorien des Satzes«;  [24] es ist das über­zeugende Plä­doyer für eine struktu­rale Analyse der sprachlichen Leistun­gen, die strikt von der empi­rischen Untersuchung (der Rekon­struktion von Prozessen, ins­bes. der ontogene­tischen Aneig­nung der Sprache und der ethnologisch ge­stützten Untersu­chung der phylo-/soziogenetischen Sprachentwick­lung) zu trennen ist. Hier zeigt er insbesondere, daß die verschie­denen Äußerungs­kategorien (Aus­sage, Aufforderung, Frage) und die zugeordneten syn­taktischen Strukturmuster keine Re­duktion auf eine geringere Anzahl von Di­mensionen erlau­ben.

Die zentrale Kategorie der Denkpsychologie, die B. in die sprachwissen­schaftliche Argumentation ein­führte, ist das Schema – aus der Kan­tischen Transzendentalphiloso­phie her­geleitet, als Kor­relat zum Gestaltbegriff der empirischen For­schung expli­ziert (s. hier die Parallelen bei Selz). Dieser Be­griff dient ihm zur Entwicklung grammati­scher Kategorien, die nicht aus den Elemen­ten einer niederen Stufe induktiv hergeleitet werden können, wie ins­besondere in der Syntax Kategorien wie Satz, s. etwa zur Entwick­lung des Schemabegriffs im Kontext expe­rimenteller Untersuchungen zum Denken (Gedankenformen, insbes. auch syntak­tisch ver­knüpfter Formen, gegenüber protokol­lierbaren »Denkerlebnissen«, Vorstellun­gen) »Tatsachen und Pro­bleme zu einer Psycho­logie der Denkvor­gänge I. Über Gedanken«;  [25] zusammen­fassend auch im zweiten Teil seines Referats »Über das Sprachverständnis vom Standpunkt der Normalpsy­chologie aus« auf dem 3. Kongreß für experimen­telle Psycholo­gie; [26]  zur Ent­wicklung von syn­taktischen Schemata in »Invarianten« gegenüber den Belegungen der syntakti­schen Vari­ablen s. etwa schon »Vom Wesen der Syntax«;  [27]  sowie »Über den Begriff der sprachli­chen Darstel­lung«,  [28]  wo er die theoretische Begrifflich­keit (wieder bes. in Be­zug auf die Syntax) aus dem kognitiv-kontrol­lierten Um­gang mit Sprache, nicht aus der Taxinomie (historisch zufälliger) Datenaggregate zu ent­wickeln fordert. Damit brach B. gewisser­maßen durch die Schallmauer der buch­halterischen Faktenkompilatio­nen in den damaligen Synta­xdarstellungen, wie sie etwa in Be­haghels Ar­beiten re­präsentiert sind (nicht von ungefähr erschien der Bei­trag von 1922 in einem Band, mit dem sich die »mo­derne« kultur­analytische Richtung dar­stellte).

Folgenrei­cher wurden B.s Verbindungen zu einem der da­mals dyna­mischsten Zentren der sprachwis­senschaftlichen Entwick­lung, dem Prager Lingui­stenkreis. Eine von deren führenden Figuren, N. S. Trubetzkoy, war als Professor für Slawi­stik B.s Kol­lege in Wien, zu dem er engen Kontakt hatte (s. bei diesem). Über ihn nahm er an dem Phonolo­giekongreß 1930 in Prag teil; ansonsten blieben die Kontakte zu den Pragern wohl auf die regelmäßige Verbindung zu Trubetzkoy vor Ort in Wien beschränkt; allerdings ver­öffentlichte B. mehr­fach Bei­träge in den »Travaux«, zuletzt in Bd. 6, 1935.  [29] B. fand hier konge­niale Ansätze vor – und so nahm er die Entwick­lung der Phono­logie in Abgrenzung zur Phonetik zum Anlaß, sein denkpsychologisch fun­damentales Prinzip der ab­straktiven Relevanz als grundlegend ein­zubringen. In der kriti­schen Auseinandersetzung mit den Pra­gern, insbes. mit seinem Wie­ner Kol­legen Trubetzkoy, wurde B.s theoreti­sche Kri­tik am ende­mischen sprachwis­senschaftlichen Psycho­logismus pro­duktiv. Trubetzkoy hatte sein Phonologiekonzept zunächst im Sinne der »psychophonetischen« Commu­nis Opinio in Hin­blick auf »Lautvorstellungen« ent­wickelt – das verhinderte eine weitergehende theoretische Durchdringung der Pro­blemstellung, er­möglichte aber gleich­zeitig die »unauffällige« em­blematische Re­zeption des Neuen: die Rede von Phonemen anstelle von Lauten brei­tete sich schnell aus (bes. auch bei den Wiener Kollegen Ett­meyer, Richter u.a.) und bestätigte den Psycholo­gismus jung­grammatischer Observanz. B. attackiert diese »Materialentglei­sung« sprach­wissenschaftlicher Analysen in »Erlebnisdeutungen« in der Husserlschen Tradi­tion (in der »Sprachtheorie« spricht er sogar sar­kastisch von der »Metzgeranalyse«, die nicht ohne die Vorstel­lung eines direkten »materiellen« Korre­lats der theoretischen Be­griffe auskommt, dort S. 58).

Eine explizite Kritik an Trubetzkoy bzw. den Pragern veröf­fentlicht er bei diesen selbst (»Phonetik und Phonolo­gie«),  [30] in der er eine ma­teriale Ana­lyse der Äußerungen (sowohl in phoneti­scher Hinsicht wie in psychologi­scher) von einer zeichentheoreti­schen unterscheidet, die auf funk­tionalistische Kriterien gegrün­det ist (auf sein Prinzip der »abstrak­tiven Relevanz« der Phonemana­lyse – hier fin­det sich bei ihm schon das Kon­zept der Pho­nologie als funktiona­ler Phonetik, s. S. 43). Es ist diese Kritik, die Trubetzkoy zum kon­sequenten Ausbau seiner phonologi­schen Theorie bringt: in den »Grundzügen« erkennt dieser auch B.s entschei­dende Rolle an (s. a.a.O., S. 17 ff). In Hinblick auf die Phonologie kommt B. hier mit Über­legungen zum Abschluß, die er seit den Anfängen sei­ner expe­rimentellen For­schungen verfolgt hat (s. seine Ana­lyse der »akustischen Sprachwahr­nehmung« in dem er­wähnten Referat auf dem 3. Kongreß für experi­mentelle Psychologie 1909, in dem ihm aber noch die Rede­weise von Buchstaben für Laute un­terläuft, S. 97). Bei den Prager Lin­guisten entwickelte er auch sein eindeutigstes Plä­doyer für eine empirisch orien­tierte Sprach­theorie, die Formalisierung nicht i. S. dedukti­ver Ableitungen be­treibt – hier auch gegen seine Einver­nahme durch Sprachphiloso­phen, die aus dem monologischen Denkan­satz der Tradition nicht ausbrechen können (hier auch mit einer Po­lemik gegen Husserl, S. 9), s. »Das Struk­turmodell der Sprache«  [31

B. war damals einer der prominentesten Psycho­logen, für den sich die Aus­einandersetzung mit sprach­wissenschaftlichen Problemen zwangsläufig aus der klinisch-experi­mentellen Praxis ergab. In seinem oben schon erwähnten systematischen Aufriß der Lage des Faches: "Die Krise der Psychologie" [32]stellt er die Notwendigkeit von "Strukturanalysen" gegen die damals dominierenden "ganzheitlichen" Ansätze (s.o.), wobei für ihn die Sprachanalyse paradigmatisch ist – faktisch benutzte er hier einen fachgeschichtlich angelegten Aufriß zur Darstellung seines eigenen Forschungsprogramms (explizit mit dem Hinweis auf seine „Sprachtheorie“ als work in progress). Es ist eine synoptische Abklärung sehr unterschiedlicher Forschungsfelder, die er hier zur Modellierung mustert: explizit auch mit einer Würdigung des deskriptiven Gewinns behavioristischer Arbeiten (so beschränkt die dabei ins Feld geführten theoretischen Modelle auch sein mögen), im Rückgang auf die unumgängliche Sichtung der biologischen Grundlagen für anthropologisch zu fassende Fähigkeiten, die mit denen der Tiere abgeglichen werden müssen (mit der Ausdifferenzierung des Umgangs mit Zeichen beim Menschen gegenüber der Verarbeitung von Signalen bei Tieren); und schließlich nicht zuletzt auch eine formale Modellierung mit technischen Konzepten wie dem notorischen Sender-Empfänger-Modell als Explikation für seinen Grundbegriff der Steuerung, den er über die wechselseitige Steuerung als Grundlage sozialen Verhaltens bis in die Ausdifferenzierung der Fähigkeit zur Darstellung von Sachverhalten verfolgt.

Für dieses Unternehmen kann er auf seine bereits unternommenen Analysen zurückgreifen. Das gilt für die Arbeiten zur Syntax im Rahmen von denk­psychologischen Forschungen, aber z.B. auch für die Diffe­renzierung der Sprachfunktionen bei einem ganzheitlichen Ansatz, die kindliche Spra­chentwicklung in klinischer Beobachtung zu ver­folgen (s. »Die geistige Entwicklung des Kin­des«); [33]  hier stellte sich das Pro­blem der re­lativen Autono­mie der sprachlichen Form gegen­über bio­logischen Faktoren ebenso wie gegenüber sozia­len Umweltfak­toren. Konsequent stellte er seine Überle­gungen in den Horizont einer umfas­senden Semio­tik, wo er nicht nur Sprache mit ande­ren Sym­bolsystemen (Musik, kartographischen Dar­stellungen u. dgl.) verglich, sondern (i. S. der kognitiven Orien­tierung der neueren Sprach­wissenschaft sehr ak­tuell) den für die Sprach­theorie nötigen Begriff der Modellierung dem der (ikonischen) Abbil­dung gegen­überstellte und so die Grammatiktheo­rie fundierte (»Die Symbo­lik der Spra­che«).  [34] In diesem Sinne organisierte er auf dem 12. Kon­greß der Deut­schen Gesellschaft für Psycholo­gie 1931 in Hamburg einen »Sprachtag«, an dem neben Psychologen (u.a. H. Werner und K. Goldstein) auch der Phi­losoph E. Cassirer sowie G. Ipsen und L. Weisgerber teil­nahmen. [35]  B. selbst referierte dort über »Das Ganze der Sprach­theorie, ihr Aufbau und ihre Teile« (a.a.O., S. 95-122), wobei er sein Organonmo­dell vor­stellte, sich aber auch ausführlich mit sprach­wissenschaftlichen Grundlagendis­kussionen befaßte – außer mit der Prager Phonologie z.B. pas­sim mit de Saus­sure . 1933 stellte er sein aus­gearbeitetes theoretisches System zum ersten Mal vor (»Die Axiomatik der Sprachwissenschaf­ten«).  [36]  1934 bildete die »Axiomatik« in über­arbeiteter Form den ersten Teil sei­nes theore­tischen Hauptwer­kes »Sprachtheorie. Die Darstellungs­funktion der Sprache«.  [37]  

Mit dieser "Axiomatik" versuchte B. die begrifflichen Grundlagen einer Sprachtheorie herauszustellen, indem er die Spezifik von Sprache gegenüber anderen Symbolsystemen identifizierte. Auf vier zunehmend spezifischeren begrifflichen Ebenen klärt er das im Abgleich mit anderen Systemen. Auf der ersten Ebene formulierte er sein "Organonmodell" (s. 24 ff.), das mit der Ausdifferenzierung der drei Pole Sender, Empfänger, Gegenstand und den ihnen zugeordneten Funktionen Ausdruck, Appell, Darstellung inzwischen fester Bestandteil "semiotischer" Reflexion geworden ist (und auch in vielen Einführungsdarstelllungen mit der Reproduktion des Schemas von S. 28 sedimentiert ist) - wobei in der Regel übersehen wird, daß auf dieser Abstraktionsebene für B.s Überlegungen noch die Äquivalenz von Sprache und anderen kommunikativen Systemen gilt (weshalb das Modell auch oft als "Kommunikationsmodell" firmiert). Die spezifischen Strukturen entwickelte B. dann auf den folgenden Ebenen, wobei für die Sprachstrukturen vor allem die vierte Ebene entscheidend ist, auf der er das für ihn konstitutive sprachlich aufgespannte Symbolfeld begründete: anders als einfache Zeichensysteme (Signale mit Flaggen u. drergleiche) sind sprachliche Zeichen grammatisch formatiert und erlauben dadurch die Artikulation von Sätzen, s.u. (er spricht zur Abgrenzung von diesen von dem "Zwei-Klassen-System" der Sprache), bes. S. 73 ff.. Diese Überlegungen bildeten die Grundlage für ein ausdifferenziertes Arbeitsprogramm an seinem Institut, an dem seine Mitarbeiter(innen) spezifische Aufgaben übernahmen, wie er auch im Vorwort der "Sprachtheorie" herausstellt.[38]

Über die systema­tische Entfaltung seines Mo­dells hinaus hatte B. hier den vielleicht bis heute am weitesten durchgeführten Ver­such unternom­men, die methodische Neu­begründung der Sprachwissen­schaft, die seit dem Ende des 19. Jhdts. im Gang war, theore­tisch zu unterbauen. Er betrieb das im Rahmen eines sehr viel umfassen­deren Unter­nehmens: im gleichen Sinne hatte B. bzw. das von ihm ge­leitete Institut eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der mo­dernen, empi­risch fundierten Sozialwissenschaft (s. bei (Albu-)JahodaHetzerLazarsfeld). In diesem Sinne mar­kiert die »Sprachtheorie« einen Wende­punkt in den me­thodologischen Diskussionen in Deutsch­land: auch die Auseinandersetzung mit Saussures »Cours« ist bei B. nicht mehr eine Frage asso­ziativer Rezeption sondern einer (kritischen!) Auseinanderset­zung mit ihren theoretischen Im­plikationen. Über den »axio­matischen« Entwurf einer um­fassenden Sprachfor­schung, die keine Reduktion der Spra­che auf eine der drei Dimen­sionen: Dar­stellung (sachverhaltsbezogen), Aus­druck (früher: »Kundgabe« – sprecherbe­zogen) und Appell (früher: »Beeinflussung« – hörerbezo­gen) er­laubt, führt er hier die theo­retischen Grundla­gen der Darstel­lungsdimension aus (entsprechend dem oben zu seinen Arbei­ten zur Phonologie und Syntax Gesag­ten; dabei aber auch mit erst in jüngster Zeit ge­würdigten wich­tigen Überle­gungen zum sprachli­chen Feld, das auch morphologische und Wortbildungs­zusammenhänge be­stimmt). Die sprachliche ­Dimension »Kund­gabe« vs. »Ausdruck« findet entsprechend sei­nem Ausgangs­punkt, darin keine genuine sprachana­lytische Frage zu sehen, ihre Berück­sichtigung in seiner »Ausdruckstheorie«,  [39]  wo die sym­bolische (und damit kulturspezifi­sche) Ausgestaltung primär bestimmter Funktionsinter­pretationen von Gesten durchgängiges Thema ist (s. insbes. S. 58ff., 82ff., 137ff., 178ff.). Die Abgrenzung des spezifischen Gegenstandes der Sprachtheorie von Erscheinungsformen des Ausdrucks war durchgehend bei ihm die Achse für seine Abgrenzung von der erlebnis-fundierten psychologischen Tradition, in der für ihn vor allem Wundt stand (s. im „Krise“-Buch von 1927, bes. S. 30 – 39)

Die längst noch nicht eingeholten konzeptuellen Modellierungen B.s fundieren in seinen gestalttheoretischen Grundlegungen. Mit deren Feldbegriff löste er sich von den anschaulichen Bindungen der zeitgenössischen (und weitgehend auch heutigen) theoretischen Reflexion, insbesondere auch von psychologischen Reduktionen. Symbolische Strukturen lassen sich nicht von der materialen Beschaffenheit der Zeichen (und auch nicht von dem psychischen Substrat ihrer Handhabung) her erklären, sondern von ihrer Wertigkeit im symbolischen Feld, das mit ihnen gewissermaßen notwendig projiziert wird (das war bei B. die Husserlsche Vorgabe). Dabei sind zwei Stufen im Feldaufbau zu unterscheiden: einerseits die noch »empraktisch« verankerten Feldstrukturen: das Zeigefeld, das mit seiner Verankerung in der Sprechsituation für die Interpretation der Äußerung unverzichtbar ist, das aber die sprachlichen Potentiale insofern auch durch die kommunikative Bindung nicht voll zur Geltung bringt. Das erfolgt erst im Symbolfeld, bei dem die Bedingungen für die Interpretation der Äußerung symbolisch artikuliert werden. Auf die Freisetzung von kommunikativen Bindungen zielen die grammatischen Strukturierungen, die in der kommunikativen Praxis nur in dem Ausmaß genutzt werden, wie es situativ erforderlich ist (und d. h. in vielen Fällen überhaupt nicht, wenn empraktisch eine grammatische Artikulation nicht erforderlich ist). Vor diesen Hintergrund entwickelt B. die Grundlagen für eine Grammatiktheorie, deren Grundbegriff Satz von ihm als »geschlossenes und wohlbesetztes Symbolfeld« (1934: 366) expliziert wird. Im Gegensatz zur Rezeption B.s als Vorläufer einer funktionalistischen Sprachbetrachtung ist für diesen (wie ja auch für Husserl) der kommunikative Akt nicht grundlegend, der außer von empraktischen vor allem auch noch durch Ausdrucksaspekte (s. o.) bestimmt ist, sondern die perspektivische Fluchtlinie der Darstellung als Freisetzung des Symbolfeldes von kommunikativen Zwängen. Damit entwickelte B. die Grundlagen für eine theoretische Ausarbeitung des Konzepts des Sprachausbaus, gegen eine reduktive Engführung der sprachwissenschaftlichen Reflexion, wie sie seitdem dominant geworden ist.

Sprache ist für B. der komplexe Ausbau vorsprachlicher Leistungen, zu denen insbes. auch kommunikative Praktiken gehören. Daher wird dieses sprachliche Potential vor allem in den grammatischen Formen greifbar; in dieser Hinsicht geht B.s weit über das hinaus, was zeitgenössisch sonst in der Sprachtheorie geleistet wurde (s. etwa bei Cassirer oder R.Hönigswald). Das erklärt im übrigen auch seine frühe Rede von den für die Sprache konstitutiven „Ordnungszeichen“ (z.B. „Krise“: 62) – der Terminus wurde durch die spätere Ausarbeitung der Faktoren des Symbolfeldes obsolet. Im kommunikativen Default-Fall (wie wir heute sagen) ist Sprache nicht oder nur rudimentär gefordert; insofern zeigt sich die Sprachstruktur in vollem Sinne nur da, wo nicht-sprachliche Mittel nicht hinreichen: in dem mit Sprache eröffneten Symbolfeld, das in der alltäglichen (kommunikativen) Praxis nur als eine Art Grenzwert fungiert. So ist bei ihm die argumentative Grundfigur für die Entwicklung der grammatiktheoretischen Grundbegriffe die "schrittweise Erlösung des Satzsinnes aus den Umständen der Sprechsituation" („Krise“: 373 und so öfters), wobei er mit Stufen operiert: von empraktischen (also kommunikativ-interaktiv gebundenen) Äußerungen mit der Dominanz des Zeigfeldes über narrative Äußerungen, deren "Darstellungsgehalt" vom aktuellen Zeigfeld frei ist (ebd. 379), bis hin zu logischen Aussagen, die er als "reflexive" sprachliche Akte faßt: "Die Logik besinnt sich auf die Struktur des Darstellungsgerätes vom Typ Sprache und stellt Sätze hin, an denen die Konstruktionsbedingungen aller einfachen und komplexen Gebilde des Systems und aller Operationen, wodurch sie auseinander hervorgehen, einsichtig werden." (ebd. 384).

Wie radikal neu B. seine Sprachtheorie aufbaute, wird deutlich, wenn man ihre formale Seite als Markiertheitstheorie liest. Dabei macht es den Rang von B.s Werk aus, daß er seine Grundüberlegungen bis zu grammatischen Einzelfragen durchzog (etwa in dem ausführlichen Kapitel über Kasus, "Sprachtheorie" 1934: 236f.): z.B. keine Markierung im Default-Fall (bei Bezeichnungen für Unbelebtes als Objekt wie im ie. Neutrum) gegenüber der Akkusativ-Markierung bei Belebtem als Objekt (ebd. 239-240). Hier erweist sich B. als konsequenter Strukturalist, der das Husserlsche Konzept der Fundierung in diesen Analysen im Symbolfeld umsetzt, in dem die Formen eine Bedeutung als relativen Wert haben. Das macht auch B.s Sonderolle in der psychologischen Forschung aus: für ihn läßt sich die kognitive Funktion einer sprachlichen Form nicht bestimmen, ohne ihren Wert in einem solchen (sprachspezifischen!) Feld bestimmt zu haben – während nicht nur damals in der Forschung sonst sprachliche Formen direkt mit »Gedanken«inhalten verknüpft wurden und werden.So verstand es sich für B. auch von selbst, daß er seine Argumentationen immer in einem sprachtypologischen Horzont abzugleichen versuchte - so eingeschränkt er dabei in seinem Überblick auch war: für ihn war selbstverständlich, daß die gewohnten grammatischen Strukturen sprachspezifische Idiosynkrasien waren, die auch also solche durchsichtig werden müssen, wie er es zu analysieren versuchte.

Die konsequente Weiterführung seiner Überlegungen im Sinne einer Reflexion auf den Sprachausbau wäre eine Theorie der Schrift gewesen, für die sich aber in der "Sprachtheorie" nur kursorische Bemerkungen finden. [40]  Die Grundlage dazu bietet sein Vierfelderschema, mit dem er die meist diffus amalgamierten Dimensionen der Sprachreflexion isoliert hat (dort in §4, dem sog. "dritten Axiom" seiner Axiomatik, s. S. 48 ff.), mit einer systematischen Trennung von prozessualen Begriffen gegenüber strukturellen auf der einen Seite und dabei dem unterschiedlichen konzeptuellen (bzw. empirischen) Status der Begrifflichkeit auf der anderen. Prozessual sind die beobachtbaren Handlungen wie ihre analytische Modellierung in theoretischen Konzepten, für die er in der Nachfolge Husserls von Akten spricht. Demgegenüber sind das „Sprachwerk“ (als Resulat der Sprachhandlung) genauso wie das Sprachgebilde, die extrapolierbare Sprachstruktur (in der Saussureschen Terminologie: die langue), im sozialen Raum objektiviert und daher strukturell zu analysieren. Mediale Aspekte wie die Mündlichkeit, Schriftlichkeit oder auch Gebärden (bei nativen Gebärdensprachlern) sind demgegenüber sekundär: für jede in einer solchen medialen „Modalität“ beobachtbare sprachliche Handlung ist die Analyse im Sinne des Vierfelderschemas durchzuführen. Zwar spricht B. in diesem Text wie auch in früheren fast immer von der Lautsprache (s.o.), aber darin liegt bei ihm keine Einschränkung der Argumentation: das ist letztlich nur exemplarisch zu sehen.

Einige weiterführende Überlegungen dazu finden sich im Nachlaß (s. Q), in einem Konvolut mit zumeist handschriftlichen Notizen, das „Sprache und Schrift“ überschrieben ist.  [41] Im Vordergrund steht die Isolierung der strukturellen Aspekte von Sprache gegenüber medialen, die historisch kontingent sind. Bei Gesprochenem kann von Sprache nur in Hinblick auf seine Zeichenstruktur die Rede sein, artikuliert im Symbolfeld – und als solche nicht an ein spezifisches Medium gebunden. Insofern hat für ihn die phonologische Analyse Modellcharakter für die Überwindung der Bindung an die mediale Anschaulichkeit, die im Sinne des Zeigfeldes nur instrumentell fungiert. Zwischen den unterschiedlichen medialen Formen der Repräsentation von Sprache gibt es daher eine Homologie: mehrfach hebt er hervor, daß gesprochene Sprache notwendig schreibbar ist. Die historische Frage nach der Erfindung der Schrift und damit nach der vorschriftlichen Sprachpraxis darf diese systematische Frage nicht verstellen. Unterschiede zwischen den verschiedenen Schriftsystemen, die er detailliert mustert (ausgehend von den Überblicken, die damals Jensen vorgelegt hatte, an die er sich auch in den Formulierungen anlehnt) sind demgegenüber sekundär; diese unterscheiden sich allerdings danach, wieweit sie sprachliche Strukturen sichtbar machen. Die optimale Form haben sie in der „Buchstabenschrift“, die er auch als „Phonemschrift“ bezeichnet (er spricht von der "Genialität der Phonemschrift"), die den analytischen Bau der Sprache graphisch repräsentiert, was bei anderen Schriftformen nur rudimentär der Fall ist. Ausdrucksformen überlagern diese Strukturen beim Gesprochenen wie beim Geschriebenen, weshalb insbesondere die Graphologie schrifttheoretisch nicht einschlägig ist. Von der zeichentheoretischen Grundbestimmung der Schrift dürfen eben auch "ganzheitliche" (in der Forschung gestalttheoretisch modellierte) Apekte nicht ablenken - in der "Sprachtheorie" gibt B. in dieser Hinsicht sogar explizit Wundts analytischer Modellierung recht (s. dort S. 277). Insofern hat B zwar die (nicht nur damals übliche) perspektivische Verkürzung der systematischen Betrachtung der Schrift auf die Frage nach ihrem „Ursprung“ überwunden, aber er ist hier nicht weiter zur Frage nach der Schrift als Ressource für die Darstellung gegangen, wenn diese (anders als die "Lautsprache") der kommunikativen Bindungen enthoben ist – in dieser Hinsicht finden sich nur relativ nichtssagende Verweise auf die rhetorische Tradition (und die „Dichtung“ …).[42]  

Eine genaue Lektüre von B. könnte der gegenwärtigen Sprachwissenschaft das geschäftige Bemühen um eine vorgeblich ganz andere »Grammatik« der gesprochenen Sprache ersparen. Die dazu buchhalterisch aufgelisteten Erscheinungen zeigen im B.schen Sinne, daß keine vollständige Freisetzung des Symbolfeldes erfolgt ist, wobei auch B. schon die pragmatischen Faktoren, die das begründen, analysierte. Dabei blieb B. auch hier strikt im Rahmen der Sprachanalyse: gegen Husserl argumentierte er, daß die symbolischen Formen zwangsläufig sprachspezifisch sind (und nicht deduziert werden können). Zugleich endet die sprachliche Analyse an den Vorgaben des Symbolfeldes – vereinfacht: den Belegungen der Variablen des Satzschemas mit Nenn-Zeichen (heute sagen wir im Sinne der Prädikatenlogik: Prädikate), die durch Feld-Zeichen (grammatische Markierungen) eingebunden sind (im § 27 der "Sprachtheorie" erweitert er die Analyse über die Satzgrenze hinaus auf Text- und Diskurszusammenhänge). Alle weiteren Spezifizierungen sind eine Sache des außersprachlichen Wissens, gebunden an kulturelle Prämissen – was gerade auch in Hinblick auf heutige Bemühungen um eine kognitive Überwissenschaft eine bemerkenswert klare Position ist. Mit dem späten Husserl stellte er heraus, daß Sprache auch nicht auf das Symbolfeld (die Darstellungsfunktion) reduziert werden kann, sondern Äußerungen immer empraktisch (situativ) verankert werden müssen, um interpretiert werden zu können.

Die Bühler-Rezeption ist symptomatisch für die Entwick­lung der Sprachwissenschaft. In Deutsch­land war B. zunächst eine unbestrit­tene Autori­tät: das gilt so ins­bes. für die antijunggram­matisch einge­stellten Neuerer, die sich mit sprachtheoretischen Fragen be­faßten (von E. Hermann über K. Vossler bis L. Weisgerber),  [43]  s. auch bei Benjamin. Das blieb auch nach sei­ner Verfolgung so: [44] bei Glässer (1939) fun­gierte er als primäre theoretische Au­torität – und auch nach dem Krieg: bei den ehe­maligen Neuerern wie Por­zig figu­riert die »Sprachtheorie« an prominenter Stelle (s. Por­zig (1950 und folgende Auflagen), ebenso auch z.B. bei Brinkmann). Ende der 50er Jahre bemühte man sich auch wieder um den Exilanten B.: 1960 (!) hielt er in der BRD den Festvor­trag auf dem Psycholo­genkongreß und erhielt auch sonst die Gele­genheit, seine Theorie zusam­menhängend vorzu­stellen (»Von den Sinnfunktionen der Sprachge­bilde«)  [45] – bemer­kenswert vor al­lem durch den Nachdruck, mit dem er da­bei seine Auseinander­setzung mit Husserl heraus­stellte, vor allem mit des­sen Spätwerk, den »Carte­sischen Medita­tionen«, die er auch schon 1934 in der »Sprachtheo­rie« aufgegrif­fen hatte.

Dieser symboli­schen Präsenz B.s entspricht aber keine Wir­kung: wo die metho­disch-operatio­nale Reori­entierung der Sprachwissen­schaft nicht mitvollzogen wurde, wie es für die damalige deutschspra­chige Sprachwissen­schaft im großen und ganzen gilt, konnte B.s Ver­such, sie theo­retisch zu rekonstruieren, auch keine Wirkung haben.  [46] In den USA aber wurde er als Sprach­wissenschaftler über­haupt nicht zur Kenntnis genommen – und auch nicht bei den Emi­granten hinrei­chend ge­würdigt, die unter seinem Einfluß gearbeitet hatten, wie etwa Roman Jakob­son, auch wenn dieser ihn öfters erwähnt.  [47] Hin­weise auf B. bzw. sein Fehlen in der US-ame­rikanischen De­batte finden sich aller­dings bei einem anderen psychologi­schen Emigran­ten, Heinz Werner (s. z.B. dessen »Symbol Forma­tion«, 1963: 52), mit dessen Arbeiten B. sich in seinen früheren Schriften auch eingehend auseinandergesetzt hatte. Interessant wäre es, die B.-Rezep­tion in Frankreich zu verfol­gen, wo zumin­dest E. Benve­niste sich mit ihm auseinanderge­setzt hat und sich auf ihn bezieht .  [48] Ver­mittelnd wirkte hier vor allem B.s Teilnahme am 11. In­ternationalen Psycho­logen Kon­greß 1937 in Pa­ris, wo er in einem der Hauptreferate seinen An­satz vorstellte (»Der dritte Hauptsatz der Sprachtheorie. Anschau­ung und Begriff im Sprechverkehr«)  [49] – bemerkenswert aktu­ell in der an­schaulichen Ausgrenzung sei­nes Gegenstan­des, u.a. in der Ab­grenzung von Sprache und filmischen Darstel­lungsmitteln (B. nahm bei diesem Kongreß an der von V. Brøndal geleite­ten Sektion »Psychologie et Linguistique« teil). Hinweise auf B finden sich so durchgängig in neueren französischen Arbeiten zur Sprachanalyse, die sich nicht auf eine enge philologische oder auch strukturale Sichtweise festlegen lassen, aber um eine Klärung der begrifflilchen Grundlagen bemüht sind. [50]

Ein eigener Wirkungsstrang findet sich aber in der Philosophie, ausgehend von Karl Popper (1902 - 1994), der 1928 in Wien bei B. promoviert hatte (mit einer Dissertation über "Die Methodenfrage der Denkpsychologie"), nachdem er bei ihm auch eine Lehrerausbildung absolviert hatte.  [51] In seiner heftigen Kritik an der seiner Meinung nach geradezu lächerlich reduzierten Vorstellung von Sprache bei den neueren Sprachphilosophen, vor allem auch im "linguistic turn" der wissenschaftstheoretischen Ausprägung, ging Popper explizit auch auf die B.sche Modellierung der Sprache zurück, die ihm demgegenüber explizit als begriffliche Grundlegung dient; dabei glaubte er allerdings, B.s drei Sprachfunktionen: Darstellung, Ausdruck und Kundgabe, um eine "argumentative" bzw. "explanatorische" Funktion ergänzen zu müssen  [52]. Faktisch paraphrasierte er damit aber nur das umfassende Darstellungskonzept, wie es B. mit Külpe schon in der Bonner Zeit expliziert hatte (s. o.).

In den 1960er Jahren kam es in der BRD zu einer »Neuentdeckung« B.s bei denen, die sich gegen die deut­sche Tradition auf die Re­zeption vor allem der US-ameri­kanischen Sprachwissenschaft verlegt hatten, die in der »Sprachtheorie« aber einen Beleg für eine »kommunika­tionswissenschaftliche« (oder wie es spä­ter hieß: prag­matische) Revision des Strukturalis­mus fanden, s. etwa G. Ungeheuer, »Die kyberne­tische Grundlage der Sprachtheo­rie Karl Büh­lers«, [53]  der davon spricht, daß B. »vielen Lingui­sten unbekannt oder nur in Bruchstücken vertraut ist« (S. 2067), oder D. Wunderlich, »Karl Büh­lers Grundprinzipien der Sprachtheorie«.  [54] Aber eine umfas­sende Auseinander­setzung mit B., die nicht nur Versatz­stücke aus dem Werk zur Bestätigung landläufiger Ansich­ten heraus­klaubt, insbesondere auch mit seinen Ansätzen zu einer umfassenden Theoriebildung mit Einschluß der Dimension des Sprachausbaus, steht noch aus, s. aber schon das zi­tierte Sammelwerk von A. Eschbach 1984 (Q) sowie inbesondere zur »Sprachtheorie« den Band der TCLP 2018 (T. Hoskovec, Hg.) (Q) . Zur neueren Rezeption von B. im russischen Sprachraum (1993 erschien eine russische Übersetzung der »Sprachtheorie« in Moskau), s. jetzt auch die entsprechenden Beiträge in Ehlich/Meng (2004)

In den letzten Jahren ist eine systematischere Beschäftigung mit B. zu verzeichnen, auch in eigens gewidmeten Tagungen u.dgl., s. die Hinweise in Eschbach (2012 -Q). Darauf kann hier nicht mehr eingegangen werden.[55]

Q: BHEStammerjohann (1996) (B. Schlieben-Lange); IGL (C. Römer); DBE 2005International Encyclopedia of Social Sciences, New York: Macmillan 1967 (A. Wellek); die im Text genannten Arbeiten von Ch. Bühler, Camhy, Esch­bach, Garvin, Lebzeltern, Sebeok u.a.; Coser 1984: 37ff.; Kowall (1983);  A. Eschbach,(Hg.), Bühler-Studien. 2 Bde, Frankfurt: Suhrkamp 1984, dort in Bd. 2: 273 - 289 eine Bibliographie (zusamengestellt von R. Kamp);   A. Eschbach, K.B. - Leben und Werk, in: ds. (Hg.), K.B. - Schriften zur Sprachtheorie. Tübingen: Mohr 2012: xi - xxiii. Hin­weise von H. Hetzer.  Zur neueren Forschung zu B., insbesondere auch mit Rückgriff auf den Nachlaß, s. T. Hoskovec (Hg.), K.B., eine Sprachtheorie wiederentdeckt (= Travaux du Cercle lingustique de Prague, N.S. 7), Prag: OPS, Kanina 2018. Ein Teil des Nachlasses (vor allem der handschriftliche) ist an der Forschungsstelle und Dokumentationszentrum für österreichische Philosophie an der Univ. Graz zugänglich (ausführlicher Katalog von Y. Ueda / U. Höfer, erstellt 2003); ein weiterer Teil, darunter vor allem die von B. genutzten und gesammelten sekundären Materialien, wird jetzt im Archiv der Univ. Wien aufbereitet und soll dort zugänglich gemacht werden (Pressemitteilung des Archivs vom 7.12.2017).

[1] Die Dissertation "Studien über Henry Home" ist wieder zugänglich im Nachdruck von B.s frühen Schriften: A. Eschbach (Hg.), K.B. - Sprache und Denken. Köln: von Halem 2015: 16 - 101.

[2] Zuerst in drei Teilen im Archiv für die gesamte Psychologie 1907 - 1908 gedruckt, wieder zugänglich in Eschbach (2015 - wie Anm. 1), zusammen mit weiteren frühen psychologischen Schriften, insbesondere auch der Kontroverse mit Wundt.

[3] Zugänglich in dem Sammelband Eschbach (2015 - wie Anm. 1). B.s Herangehensweise liegt auf der Linie einer damals durchgängigen Abkehr von der positivistischen Matrix, die den Wissenschaftsbetrieb des späten 19. Jhd. dominiert hatte. Was B in seinen weiteren Arbeiten als das konstitutive "Aha-Erlebnis" bei kognitiven Strukturen bezeichnet hat, die entdeckt werden müssen statt im kumulativen Fortschreiten von elementaren Wahrnehmungen aufgebaut zu werden, ist ein durchgehendes Element bei der Generation der damaligen Neuerer im Wissenschaftsbetrieb: systematisch entwickelt bei  Husserl, der für B. auch schon in seinen frühen Arbeiten eine grundlegende Autorität war (in gewisser Weise geerbt von seinem Forschungsaufenthalt bei Stumpf), vor allem auch bei den andern Gestalttheoretikern, zu denen B. insofern auch zu rechnen ist, aber auch z.B. bei  Goldstein, der den gleichen kognitiven Sprung als kategoriale Einstellung gegenüber symbolischen Strukturen artikulierte - bis hin zu Benjamin, für den die kategoriale Besonderheit eines Kunstwerks sich nur "jäh" in einem eigenen Akt erschließt. 

[4] S. dazu auch B.s Darstellung von Külpe in: Lebensläufe aus Franken (= Veröff. d. Ges. f. Fränkische Geschichte, 7. Reihe), Würzburg:Kabitzsch u. Mönnich 1922, Bd. 2: 244 - 255. Bei der Darstellung bon Külpes universitären Aktivitäten spricht B. dort immer von "wir". (Der Hinweis auf diesen Text fehlt in Bibliographie von Kamp in Eschbach 1984 Q).

[5] So in der von Selz 1923 posthum veröffentlichten Bonner Logik-Vorlesung (s. bei Selz), dort bes. S. 293 - 294, ausgehend von den detailliert entwickelten Schlußverfahren der formalen Logik. Letztlich wurde damit nur die Begrifflichkeit der philosophischen Tradition der Antike fortgeschrieben, bei der die Sprachanalyse auf die Darstellung von Sachverhalten, auf den logos apophantikos, ausgerichtet war (zu gr. apo-phainoo "darstellen", apo-phasis "Darstellung").

[6] Zu den Umständen von B.s Berufung nach Wien und der Einrichtung des Instituts beim städtischen Schulamt, s. G. Benetka, Psychologie in Wien. Sozial- und Theoriegeschichte des Wiener Psychologischen Instituts 1922 -. 1938. Wien: WUV-Universitätsverlag 1995, sowie ds. < Geschichte der Fakultät für Psychologie der Universität Wien> Vom Anfang bis zur Nachkriegszeit, unter: http://homepage.univie.ac.at/margarete.halmetschlager/download/Geschichte_Fak_Psychologie.pdf. Außerdem V. Fadrus, Prof. Dr. Karl Bühlers Wir­ken an der Wiener Universität im Dienste der Lehrerbil­dung, Leh­rerfortbildung und der Neugestaltung des Öster­reichischen Schulwe­sens, in: Wiener Z. f. Philos., Psych., Päd. 7/1959: 3-25. Den Hintergrund bildete das damals in der österreichischen Lehrerausbildung verlangte obligatorische psychologische Studien-"Modul", das von den dafür zuständigen Hochschullehrern (in der Regel damals mit einer philosophischen Denomination) zu gewährleisten war. Entsprechend gab es von diesen Bemühungen um eine entsprechende personelle Aufstockung. In diesem Sinne war auch an der Universität Graz A. Meinong [1853-1920] aktiv geworden, der mit B. einen zumindest brieflichen Kontakt hatte.

[7] S. dazu mit Dokumenten A. Eschbach, »Einige kritische Noti­zen zur neuesten Bühler-For­schung«, in: Historiogr. Linguistica 10/1983: 149-158.

[8] Sie traten also nicht aus wie die direkt betroffenen jüdi­schen Vorstandskollegen William Stern und David Katz.

[9] Zu dem dominanten politischen Hintergrund für B.s Verhaf­tung und Entlassung, ebenso wie zu den folgenden Ran­geleien um die Gleichschaltung des Instituts (Nachfolger wurde G. Ipsen), s. Heiß 1993. Aufschlußreich für die damalige universitäre Konstellation in Wien ist das Verhalten des Tierpsychologen Konrad Lorenz (1903-1989), der bei B. studiert hatte und von diesem nachdrücklich gefördert worden war (insbesondere bei seiner Habilitation 1935 in Wien). Als engagierter Nationalsozialist machte er sich sogar Hoffnungen, das nach B.s Entlassung »freigewordene« Institut zu übernehmen. B. selbst hat im Mai 1938 in seinem "Lebenslauf" (s. die folgende Fn. 10) seine Unterstützung des Nationalsozialisten Lorenz als eine Art Entlastungsargument gegenüber den politischen Angriffen angeführt, s. dazu (mit ausführlich zitierten Briefauszügen u. dgl.) V. Hofer, »Konrad Lorenz als Schüler von K. B.«, in: Zeitgeschichte 28/2001: 135-159.

[10] Vorher mußte er noch einen "Lebenslauf" (datiert 21.5.1938) unterzeichnen, indem er sich als "unpolitisch" deklarierte, bei dem auch "aktive Nationalsozialisten" wie K. Lorenz (s.u.) Unterstützung gefunden hatten. Dort heißt es, daß er auch den Eid auf Hitler abgelegt habe, sodaß seine Festnahme nur "irrtümlich" erfolgt sein konnte. Unterzeichnete hat er ihn mit "Heil Hitler!". Abgedruckt ist dieses irritierende Dokument bei T.A.Sebeok, K.B., in: M.Krampen u.a. (Hgg.), Die Welt als Zeichen. Klassiker der modernen Semiotik. Berlin: Severin u. Siedler 1981: 205 -  232, hier: S. 228 - 229. Alles spricht dafür, daß er es nicht selbst verfaßt hatte, sondern daß es ihm vorgelegt wurde und er es unter Druck unterzeichnete, s. Eschbach, Fn.7.

[11] S. Ch. Bühler, »Die Wiener psychologische Schule in der Emigra­tion«, in: Psych. Rund­schau 16/1965: 187-196. Hilde­gard Hetzer be­schreibt ihn vorher als einen relativ realitätsfer­nen, politisch naiven, alles in allem wohl eher konservativen Men­schen.

[12] S. Ch. Bühler, a.a.O., 187-188.

[13] S. die Andeutungen in der Autobiographie von Charlotte B.*, s. bei dieser.

[14] »Theory of Language«, hg. und eingeleitet von A. Eschbach, Amsterdam: Benjamins, übers. von D. F. Good­win; Neuausgabe mit einer Einleitung von W. Abraham (im gleichen Verlag) 2011, der auf die ausstehende Rezeption verweist.

[15] S. »Europa und der amerikani­sche Kulturwille«, in: Europäische Rundschau 5/1929: 635-650.

[16] Robert E. Innis (Hg.), »Karl Bühler: Semiotic Foundations of Language Theorie«, New York: Plenum 1982.

[17] S. der Nachruf von Paul Garvin, einem anderen Emi­granten, in: Lg. 40/1964: 633-635.

[18] Karl Bühlers Sprachtheo­rie. Diss. phil (masch.-schr.) Graz 1980.

[19] S. dessen Vorwort zu den vom ihm hg. »Bühler-Stu­dien«, 2 Bde., Frankfurt: Suhrkamp 1984 – dort in Bd. I: 25-30 auch noch eine bio­graphische Skizze über Bühler von seiner Frau Char­lotte. Die Kontinui­tätsthese vertritt Eschbach auch in seiner Einleitung zur englischen Übersetzung der »Sprachtheorie« von 1990 (s. Anm. 11).

[20] S. dazu die Ausgabe und die aus­führliche Biographie von Gustav Lebz­eltern (Hg.), »Karl Bühler: Die Uhren der Lebewesen und Fragmente aus dem Nachlaß«, in: Sb. d. Österr. AdW., Phil-hist. Klasse 265/III, Wien: Böhlau 1969.

[21] Das gilt insbesondere auch für die theoretischen Grundsatzdebatten in der damaligen Psychologie, die u.a. zur Formierung der Gestaltpsychologie führten. B., der selbst auch an deren "Herd", dem Berliner Institut von Stumpf, studiert hatte, hat sich daran mit polemischen Beiträgen beteiligt, in denen er auch Prioritätsansprüche anmeldete, s. dazu Wellek (Q). Zu den im engeren Sinne sprachtheoretischen Zusammenhängen, s. außer den bereits genannten Arbeiten noch A. Esch­bach (Hg.), »Akten des Bühler-Sympo­siums«, Amster­dam: Benja­mins 1985; C. F. Grau­mann/Theo Herrmann (Hgg.), »Karl Bühlers Axio­matik«, Frank­furt/M.: Kloster­mann 1984.

[22] In seinem gesamten Werk sind die Bezüge auf Husserl durchgehend bestimmend. In seiner "Sprachtheorie" (1934, s.u.) ist Husserl im Register mit 15 Textverweisen nach Brugmann (28), Paul (24) und Wundt (21) der meist angeführte Autor - de Saussure findet sich 12mal.

[23] In: Göttingische Ge­lehrte Anz. 171/1909: 947-979.

[24] In: Idg. Jb. 6/1920: 1-20.

[25] In: A. f. d. gesamte Psych. 9/1907: 297-365, bes. 339ff., Teil II: Über »Gedankenzusammenhänge«, ebd. Bd. 12/1908: 1-122. Es handelt sich um seine Würzburger Habilitationsschrift.

[26] S. den »Bericht«, München 1909: 94-130.

[27] In: V. Klemperer /E. Lerch (Hgg.), »Idealistische Neuphilolo­gie« (FS Karl Vossler), Hei­delberg: Win­ter 1922: 54-84.

[28] In: Päd. F. 3/1923: 282-294.

[29] An den Tref­fen des Zirkels selbst hat er nie teil­genommen, s. dazu jetzt Ehlers (2005) und auch schon Oldrich Leska, Karl Bühler und die Pra­ger Schule, in: A. Eschbach (Hg.), Bühler-Studien, Bd. 2: 263-272, Frankfurt: Suhr­kamp 1984.

[30] In: Trav. Cercle L ing. Prague 4/1931: 22-48.

[31] In: Trav. Cercle L ing. Prague 6/1936: 3-12.

[32] Jena: Fischer 1927.

[33] Jena: Fischer 11918, 21924, dort zur Sprachentwick­lung bes. S. 214ff.

[34] In: Kantstudien 33/1928: 405-409 – Text eines Vortrags auf dem Psychologenkongreß 1927.

[35] S. den »Be­richt« des Kongresses, hg. von G. Kafka, Jena: Fi­scher 1932: 95-210 und 461-465. S. dazu auch bei K. Wolf.

[36] In: Kantstudien 38/1933: 19-90.

[37] Jena: Fi­scher 1934, 2. Auflage Stuttgart: Fischer 1965.  Auf diesen Wiederabdruck der "Axiomatik" beziehen sich die folgenden Seitenangaben dazu.

[38] Dazu gehörte insbesondere Bruno Sonneck (1907-1984), der bereits 1933 bei B. promoviert hatte ("Das Satzproblem im Rahmen der Bühlerschen Sprachtheorie", masch.schr. Dissertation [60 S.] der Universität Wien). Es handelt sich um eine bemerkenswert selbstbewußte und über Strecken ausgesprochen lakonisch redigierte Arbeit, in der ihr Verfasser sich geradezu als Sprachrohr von B. präsentiert. Trotz ausgiebig angeführter zeitgenössischer Beiträge fehlt darin jeder Verweis auf Husserl  (extensiv diskutiert er dagegen z.B. Nehring); er rekurriert vielmehr auf seine empirischen kinderpsychologischen Arbeiten für die Fundierung der Argumentation, also gerade nicht im Husserl.-B.schen Sinne auf konzeptuelle Strukturen ohne Zeitstruktur. Insofern bleibt noch zu klären, was B. mit dem Hinweis in der "Sprachtheorie" S. 232 meinte: "Eine immanent-kritische Studie des Fortschritts der Husserlschen Phänomenologie in Hinblick auf sprachtheoretische Probleme bietet eine saubere und subtile Dissertation, die abgeschlossen vor mir liegt; ich hoffe sie mit anderen sprachtheoretischen Arbeiten in Kürze veröffentlichen zu können". In der "Ausdruckstheorie" (1933) hatte Sonneck als Anhang einen Abschnitt aus Quintillian üer Mimik und Gestik übersetzt.

Dagegen vermerkte B. im Vorwort der "Sprachtheorie" ausdrücklich Käthe Wolf als diejenige, die sich theoretisch mit Husserl befaßte, s. bei dieser. Sonneck und Wolf waren Bs. Assistenten am Institut (finanziert aus den Mitteln der Rockefeller-Stiftung.  Auch bei Benetka (1995, s. Anm. 6) findet sich nichts, was den Hinweis auf Sonnecks Husserl-Studien erklären könnte; auch A.Eschbach konnte als Kenner der B.schen Verhältnisse keine Aufklärung liefern (pers. Mitteilung).

[39] Jena: Fischer 1933, 2. Auflage Stutt­gart:­­ Fischer 1968.

[40] S. dazu W. Raible, »Konzeptionelle Schriftlichkeit, Sprachwerk und Sprachgebilde. Zur Aktualität K. B.s«, in: Rom. Jb. 39/1988: 16-21.

[41] Dort paginiert mit 11961 – 11975. Aus der Gliederung geht hervor, daß es der Entwurf für ein „Drittes Kapitel“ in einem geplanten Buch war. Die Bemerkungen, z.T. auch Zettel, die B. umsortiert und gelegentlich auch nur angeheftet hat, verweisen darauf, daß die Texte aus verschiedenen Zeiten stammen. Einiges ist durch die „Sprachtheorie“ überholt, anderes geht aber auch über diese hinaus – nicht zuletzt auch der andere konzeptuelle Rahmen, der bis in Exzerpte aus Goethes Morphologie reicht.

[42] Auch sonst sind diese Notizen noch sehr vorläufig.  Zwar verweist er für diese rhetorischen Traditionen auf Aristoteles, nicht aber auf dessen axiomatische Grundbestimmung von Schrift als Repräsentation dessen, "was in dem Gesprochenen ist" - und eben nicht als Abbildung des Lautlichen selbst (s. dazu ausführlich Maas, "Die Schrift ist ein Zeichen für das, was in dem Gesprochenen ist" - Zur Frühgeschichte der sprachwissenschaftlichen Schriftauffassung, in: Kodikas/Code 9 / 1986: 247-292) - was recht genau B.s Grundanahme von der "Schreibbarkeit" mündlicher Sprache entspricht.

[43] S. etwa die ausführliche Auseinandersetzung mit ihm durch E. Winkler, »Karl Bühlers Sprach­theorie«, in: Germ.- rom. Ms. 24/1936.

[44] Schließlch war B. zwar rassistisch verfolgt, aber nicht selbst als Jude stigmatisiert; insofern fielen Verweise auf ihn nicht unter die Zitierzensur..

[45] In: R. Wisser (Hg.), »Sinn und Sein. Ein philosophisches Sympo­sion«, Tübingen: Niemeyer 1960: 95-112.

[46] S. Kainz' geschwätziges Vorwort zur Neuauflage der »Sprachtheorie« 1965. Eine eigene Analye erforderte der Umgang mit B. in der deutschen "neuhumboldtianischen" Entwicklunglinie, die ihn auf eine kommunikative Sicht auf Sprache reduziert. Dafür steht (in der Tradition der charakterisierenden Typologie) z.B. Johannes Lohmann (1895 - 1983), der es 1942 fertigbrachte, B.s "Sprachtheorie" als "wenig durchdachte Kompilaton" abzuqualifiizieren (ds., K.B.s 'drittes Axiom', in: Acta Linguistica 3/ 1942-3: 5 - 16, hier S. 5) - allerdings mit einer durchaus aufschlußreichen Diskussion von Bs. "Vierfelder"-Schema. In seinem etwas verschrobenen Spätwerk ("Philosophie und Sprachwissenschaft", Berllin: Duncker & Humblot 1965) kritisiert er B. explizit als Repräsentanten einer kommunikativen Reduktion der Sprachreflexiont, s. dort S. 60). Durchgängig war das ein Topos vor allem in der bis in die 1960er Jahre in der westdeutschen Germanisitik dominierenden "Sprachinhaltsforschung", vor allem so bei Weisgeber, auch wenn dieser B. meist nicht explizit anführt, vgl. z.B. von ihm "Zweimal Sprache", Düsseldorf: Schwann 1973, z.B. S. 101. Ggegen diese Rezeptions-, besser: Verdrängungstradition richteten sich die weiter unten angeführten jüngeren Arbeiten am Ende der 1960er Jahre.

[47] Jakobson reproduziert B. in seinem epoche­machenden Kom­munikationsmodell zwar weitgehend, erwähnt ihn aber da­bei nur als Repräsen­tanten des »traditional model of lan­guage«, das er selbst eben über­windet, in: Th. Sebeok (Hg.), Style in Lan­guage, Cam­bridge, Mass.: MIT Press 1960, 71978, hier S. 355.

[48] Benveniste nahm die »Sprachtheorie« auch in die Bibliogra­phie der grundlegenden Werke bei seiner redaktio­nellen Über­arbeitung von 1937 von der 8. Auflage von Meillets »Introduction à l'étude compara­tive des langues indo-européen­nes«, auf (s. Nachdruck Alabama: Univ. Ala­bama Press 1964: 485).

[49] In: Pieron/Meyerson 1938: 196-203.

[50] Ein relativ beliebig herausgegriffenes Beispiel, so bei V. Monteil, L'arabe moderne. Paris: Klincksieck 1960.

[51] Im übrigen eine bemerkenswerte Parallele zu Wittgenstein (bei dem das aber keine vergleichbaren Spuren hinterlassen hat). Daß Popper allerdings dann B.s Assistent gewesen sein soll, wie Eschbach (Q) kolportiert, ist ein Legende. Popper war wie seine Frau bis zur Auswanderung 1937 nach England in Erwartung der sonst drohenden rassistischen Verfolgung Hauptschullehrer in Wien.

[52] S. von ihm, Conjectures and refutations. London: Routledge, Kegan Paul 1963, überarbeitet 1969: 134 - 135 und 295. 

[53] In: »To Honor Roman Jakobson«, Bd. III, Den Haag: Mouton 1967: 2067-2086.

[54] In: Mutterspra­che 79/1969:52-62.

[55] Erwähnt seien nur die Travaux du Cercle linguistique de Prague, NS 7 / 2018 (T. Hoskovec (Hg.), Karl Bühler, eine Sprachtheorie wiederentdeckt. Prag: PLK 2018).