Bieler, Arthur
Geb. 1.8.1921 in Wien.[1]
Nach dem »Anschluß« 1938 (und nach Abschluß des Gymnasiums?)[2] Emigration mit den Eltern (vor der drohenden rassistischen Verfolgung) zunächst in die Schweiz, nach fünf Monaten weiter in die USA. Vermutlich nach dem Militärdienst in den USA Studium in New York (1944 B.A.), mit romanistischem Schwerpunkt fortgesetzt 1951 (M.A. Middelburg, Vermont). Danach hat B. sein Studium 1952 in Wien, danach in Paris fortgesetzt, wo er es 1953 mit der Promotion abgeschlossen hat. Seit 1954 war er Dozent für Französisch bzw. Sprachwissenschaft in Atlanta, Georgia; seit 1968 Professur an der New York Univ. Arbeiten im Bereich der Kontrastiven Sprachwissenschaft (Fremdsprachendidaktik) und zur Sprachgeschichte des Französischen (insbes. 19. Jhd.).
B. absolvierte wiederholt Studien- und Forschungsaufenthalte in Europa. Er unterrichtete Deutsch und war auch als Übersetzer aus dem Deutschen tätig (literarisch, aber auch bei Gericht, u.a. bei Kriegsverbrecherprozessen). Seine (ungedruckte) französische Dissertation (Paris 1952) war eine vergleichende Studie zum Konjunktiv im gegenwärtigen Französischen, Deutschen und Englischen. Daran schlossen auch seine Arbeiten in den USA an wie z.B. »La mort de l'imparfait du subjonctif«[3], wo er aus der einschlägigen Forschung referiert und die konnotative Besetzung der morphologischen Form anspricht (-ass- wie bei pejorativen Nomen: paperasse etc.). 1967-1968 führte er ein empirisches Forschungsprojekt zum Gebrauch des subjonctif im Französischen durch, das diesen als nach wie vor produktive grammatische Kategorie nachweist, die daher auch im Fremdsprachunterricht der USA zu vermitteln ist (bei ihm ausgerichtet auf den pattern drill des zeitgenössischen progammierten Unterrichts, mit einer Lernprogression gestützt auf seine Frequenzbefunde).[4] Er wertete dazu einerseits Zeitungs- und Zeitschriftenartikel aus, andererseits spontane (selbstdurchgeführte) Gespräche mit »native speakers« in den USA, ergänzt durch elizitierte Äußerungen. Gestützt auf eine detaillierte statistische Auswertung differenziert er semantische Faktoren da, wo ein formaler Kontrast von Indikativ und Konjunktiv als Option besteht, und grammatikalisierte formale Faktoren der Markierung: der Subjunktion, der Rektion durch lexikalisch definierte Subjunktoren u.dgl. Daneben stehen weitere, mir z.T. nicht zugängliche Werke, die auf die »integrative« Praxis des Fremdsprachenfaches Französisch abstellen wie z.B. eine Studie über die Farbwörter bei Flaubert »La couleur dans ›Salammbô‹«,[5] in der er die Feldstruktur der von F. im Text benutzten Farbwörter analysiert (auch hier mit einer statistischen Auswertung) und versucht, sie an die literarische Interpretation des Textes anzuschließen (im Kontrast zweier Texte von Flaubert: »Madame Bovary« und »Salammbô«).
Q: Christmann/Hausmann 1989; DAS III; Archiv IfZ, München.
[1] Vermutlich ist er am 21.6.2002 gestorben. Ein entsprechender Grabstein, der sein Geburtsdatum aufweist, findet sich im Pierce Brothers Oaks Memorial Park, Westlake Village, Kalifornien (bei Los Angeles). Hinweis von J. Groß (Düsseldorf).
[2] Im Fragebogen des IfZ (BHE) gibt er 1939 als Jahr des Abschlusses an.
[3] In: French Rev. 30 (4)/1957: 311-312.
[4] Der Projektbericht »A descriptive study of subjunctive usage in contemporary French« (US Department of Health, Education, and Welfare, 1968, Projekt 7-D-012, Bewilligung OEG-1-7-070012-3965) ist elektronisch zugänglich, s. http://www.eric.ed.gov/ERICWebPortal/search/detailmini.jsp?_nfpb=true&_&ERICExtSearch_SearchValue_0=ED025183&ERICExtSearch_SearchType_0=no&accno=ED025183 (Mai 2012). In dem umfangreichen grammatographischen Teil reproduziert er offensichtlich Teile seiner französischen Dissertation.
[5] In: French Rev. 33 (4)/1960: 359-370.