Kris, Ernst Walter
Geb. 26.6.1900 in Wien, gest. 27.2.1957 in New York.
K. studierte in Wien Kunstgeschichte, worin er 1922 mit einer Arbeit über den Manierismus promovierte. 1922-1938 war er im kunstgeschichtlichen Museum in Wien angestellt, für das er die Steinschneide- und Goldschmiedesammlungen inventarisierte und Kataloge erstellte. Damit gehörte er zu den international führenden Forschern auf diesem Gebiet, weshalb er auch auf Einladung des New Yorker Metropolitan Museum in die USA reiste, um dort einen Katalog für dessen entsprechende Sammlung anzufertigen. Dieses Arbeitsgebiet brachte ihn auch in Verbindung mit Sigmund Freud, für den er dessen Sammlung antiker und altorientalischer Kleinkunst bearbeitete. Unter Freuds Einfluß begann er sich in die Psychoanalyse einzuarbeiten, zugleich mit einem (später aber nicht abgeschlossenen) medizinischen Studium. Seit 1927 war er Mitarbeiter des Wiener psychoanalytischen Instituts, seit 1931 auch Mitherausgeber des psychoanalytischen Zentralorgans Imago und seit 1934 war er als Lehranalytiker in Wien tätig; später war er Mitherausgeber der »offiziellen« Freud-Ausgabe und der Freudschen Briefe aus dem Nachlaß.
Er blieb aber weiterhin Kustos am Wiener Museum und publizierte im Bereich der Kunstgeschichte, allerdings zunehmend, indem er Fragestellungen seiner beiden Disziplinen verschränkte. Der Durchbruch war für ihn wohl seine Arbeit über die »Charakterköpfe« eines schizophrenen Bildhauers des 18. Jhd. (F. X. Messerschmidt), die als physiognomische Studien bereits ein kunstgeschichtlicher Topos waren. Eine kunstgeschichtliche Monographie dazu hatte er bereits 1932 veröffentlicht; später veröffentlichte er eine psychoanalytische Studie dazu: »Ein geisteskranker Bildhauer (Die Charakterköpfe des Franz Xaver Messerschmidt)«.[1]
Ausgangspunkt für seine Analyse ist es, daß Messerschmidt bei allen seinen Darstellungen sich selbst Modell gestanden hat, sodaß alle seine physiognomischen Ausdrucksstudien sein Selbstbildnis im Spiegel reproduzierten. K. interpretierte das als den Versuch eines Schizophrenen, sich in der künstlerischen Produktion seiner Persönlichkeit zu vergewissern. In theoretischer Hinsicht stellte sich für ihn hier die Frage nach der Abgrenzung zwischen Natürlichem, den vegetativen Momenten solcher Ausdrucksweisen (Lachen, Gähnen, auch in so kuriosen Formen wie Leiden unter Verstopfung, unter Geruchsbelästigungen u.dgl.) und den bewußter kontrollierten Formen der Stilisierung, die immer auch kulturell vorgeprägt sind. Ausgangspunkt für K. war Bühlers Unterscheidung zwischen der Ausdrucks- und der Darstellungsfunktion der Sprache, die er aus seinen Seminaren bei diesem kannte. Hinweise auf Bühler finden sich öfters in seinen Arbeiten. Über solche Fragen kam K. zunehmend zu zentralen Methodenfragen der Psychoanalyse, die an der sprachlichen Artikulation ansetzten. Dadurch sind schon in seinen frühen Schriften Fragestellungen angelegt, die bei den neueren mikroanalytischen Forschungen der Soziolinguistik ihr Gegenstück finden, dort aber, soweit ich sehe, nicht rezipiert werden. Das gilt z.B. für seine Arbeit zum Komischen: »Ego developement and the Comic«,[2] wo er das Komische aus der Lust an der Regression auf kindliches Verhalten entwickelt; dem stellt er das kindliche Verhalten selbst gegenüber, das für die Kinder keineswegs komisch ist, sondern bestimmt durch die Suche nach der Kontrolle von Verhaltensweisen, die ihnen nur bedingt erreichbar sind, sodaß der Lust am Komischen bei Erwachsenen auf der kindlichen Seite die Funktionslust als Freude an der Beherrschung von Verhaltensweisen gegenübersteht (besonders S. 84-85). Systematisch unterscheidet er so Sprache als symbolische (kontrollierte) Praxis von ganzheitlichen Ausdrucksformen, die als solche nur für Dritte zugänglich sind. Die Entdeckung sprachlicher Verhaltensweisen ist für Kinder daran gebunden, daß sie in der symbolischen Welt zu einer imaginären Kontrolle kommen, die sie real nicht erreichen können (mit der Konsequenz, daß relativ früh im kindlichen Verhalten Sprachformen des »Irrealis« auftreten, z.B. der Gebrauch des Konjunktivs u. dgl.).
Eine frühe systematische Darstellung zu diesen Fragen findet sich in seiner Arbeit »Laughter as an expressive process. Contributions to the psycho-analysis of expressive behaviour«,[3] bei der er die Grenze zwischen körperlichen ganzheitlichen Ausdrucksformen und kognitiv kontrollierten symbolischen Verhaltensweisen exploriert und als konstitutiv dafür die mit den symbolischen Verhaltensweisen begründeten sozialen Praxen herausstellt (in einer Gegenüberstellung von Körper- zu »Wortsprache«, S. 322). Nicht nur, daß er mit solchen Überlegungen Grundlagen der »Ethnographie der Sprache« thematisiert, er entwickelt den methodischen Ansatz hier auch ausdrücklich als einen der »Grammatik« des symbolischen Verhaltens, das in solchen sozialen Horizonten definiert ist. Das entscheidende Kriterium ist für ihn dabei, daß mit einer solchen Grammatik Erwartungen gesetzt werden, von denen ein Verhalten auch abweichen kann, was ihn zu dem Programm einer »grammar of pathognomic« (S. 316) und generell von »grammatical mistakes« (S. 329) führt. Die methodische Reflexion der psychoanalytischen Technik setzt für ihn denn auch an Sprachproblemen an. Im psychoanalytischen Gespräch haben für ihn »genetic propositions« eine Schlüsselrolle, die symbolisch eine Einheit nicht nur der erlebten Situationen (in der psychoanalytischen Anamnese) herstellen, sondern auch Muster für Ängste, Wünsche u. dgl. bieten, in denen sich die individuelle Persönlichkeitsstruktur ausdrückt.[4]
Daß K. diese Reflexion nicht nur, wie es bei vielen seiner Fachkollegen der Fall war, im gesellschaftsfreien Raum der psychoanalytischen Konstellation »hinter der Couch« betrieb, lag sicherlich auch daran, wie er auf die gesellschaftlichen Entwicklungen, vor allen Dingen auf die antisemitischen Repressionen, die ihn direkt betrafen, reagierte. Er setzte sich von Anfang an aktiv mit diesen auseinander und verhalf nicht zuletzt jüngeren jüdischen Fachkollegen zur Emigration (s. Feichtinger, Q: 369).
Als er 1938 selbst aus rassistischen Gründen in Wien entlassen wurde (er selbst war katholisch getauft, Feichtinger, Q: 162), folgte er Freud nach England, wo dieser ihn in die psychoanalytischen Fachorganisationen einführte. Er blieb weiterhin politisch aktiv, nicht nur durch die Unterstützung von rassistisch Verfolgten, sondern er versuchte sogar aktiv an der Front am Kampf gegen das faschistische Deutschland teilzunehmen (s. Feichtinger, Q: 373). Er wurde, formal im Rahmen der BBC, in einer geheimdienstlichen Abteilung zur Analyse feindlicher Rundfunkpropaganda eingesetzt, woraus er einen eigenen Forschungsbereich entwickelte.
1940 wurde er für den Aufbau einer solchen Abteilung nach Kanada versetzt, von wo aus er mit einem ähnlichen Auftrag in die USA geholt wurde, wo er in Verbindung mit einer Professur an der New Yorker »New School for Social Research« diese Arbeit weiterführte, also in einer Institution, die ohnehin eine Sammelstelle für politische Migranten aus Europa war. Hier leitete er ein Forschungsprojekt »Totalitarian Communication«. Seine Forschungen in diesem Rahmen sind bisher in der sprachwissenschaftlichen Analyse zur politischen Sprache noch viel zu wenig berücksichtigt. Sie sind allerdings auch selbst im interuniversitären Leihverkehr in Deutschland z.T. nicht zugänglich. Ein größerer Teil von ihnen dokumentiert die Organisationsstruktur der faschistischen Propaganda und entsprechender Zensurmaßnahmen.[5]
Aus seinen Analysen ergibt sich für ihn die Notwendigkeit, von der Vorstellung einer Spiegelung der totalitären Regime in der totalitären Propaganda abzurücken. Diese reagiert vielmehr auf die Entwicklungen der Massenmedien, die auch die »Nachricht zur Ware« machen (s. in dem erstgenannten Aufsatz S. 64). Propagandasendungen sind auf die Empfänger kalibriert, und daher extrem diversifiziert, gerade weil sie von einer zentralen Stelle aus koordiniert werden. Schließlich geht es weniger darum, bestimmte Inhalte zu vermitteln, als bestimmte Information zu unterbinden – nicht zuletzt um so den Eindruck von Lügen zu vermeiden, da die Probleme der Glaubwürdigkeit zunehmend zentral sind. Eine solche Analyse war für ihn auch die Grundlage für die zu bewerkstelligende Gegenpropaganda, die er durchaus nach dem Modell der NS-Propaganda anzulegen forderte, d.h. also auf die tatsächlichen Stimmungen der Bevölkerung in Deutschland nicht anders als in den alliierten Staaten abzustellen, s. dazu »Morale in Germany«.[6]
Sprachanalysen im engeren Sinne finden sich in dem von ihm gemeinsam mit Hans Speier redigierten Band: »German Radio Propaganda, Report on Home Broadcasts during the War«.[7] Zugrunde liegt dieser Analyse eine umfangreiche Dokumentation deutscher Propagandasendungen, die systematisch mit englischen verglichen werden (wobei die Auswertung auch direkt als Anleitung zur »Gegenpropaganda« gedacht war). In methodischer Hinsicht ist die Arbeit strikt formal durchgeführt, auf der Basis von quantitativen Auswertungen des Materials und inhaltsanalytischer Bearbeitung.
Der zentrale Punkt besteht darin, daß, anders als es auch in vielen neueren Handbüchern erscheint, derartige Propaganda nicht mit einem Manipulationskonzept zu fassen ist, das davon ausgeht, daß Vorstellungen bei den Rezipienten geschaffen werden können, sondern daß eine erfolgreiche Propaganda (wie es für K. die deutsche durchaus war) realistisch auf den Horizont der Rezipienten kalibriert werden muß. Wie K. explizit in seinem Nachwort zu dem Band (S. 477ff.) deutlich macht, geht es bei der Propaganda nicht darum, ein bestimmtes Bild, erst recht kein imaginäres Bild von der Wirklichkeit zu schaffen, sondern darum, bestimmte Haltungen aufzubauen, indem die Wirklichkeit in einer bestimmten Weise inszeniert wird.
So werden hier bestimmte Figuren der deutschen Propaganda herausgearbeitet: die Inszenierung von Führerpersönlichkeiten auf deutscher Seite, wie dann eben auch auf der Gegenseite der Alliierten; im Bild der feindlichen Soldaten ein eher sportlicher Typus als Gegenspieler auf der Seite der Alliierten gegenüber einem naturhaften (tierischen) Gegentypus bei den Russen. Solche Typen spiegelten einerseits die realen Kriegserfahrungen wider, sollten andererseits aber kriegsertüchtigende Haltungen aufbauen. In methodischer Hinsicht werden außer quantitativen Auswertungen des Materials (Zählungen von Schlüsselwörtern u. dgl.) vor allem inhaltsanalytische Verfahrensweisen angewendet, in denen die verwendeten Formulierungen im Horizont möglicher Paraphrasierungen überprüft werden. Eine detaillierte formale Analyse versucht dann auch die spezifischen Rezeptionsbedingungen von Rundfunksendungen zu kontrollieren, bis hin zu der Analyse der syntaktischen Form (etwa S. 63).[8]
So sehr diese Analysen auch seinem politischen Engagement als vom Nationalsozialismus Vertriebener geschuldet waren, so sehr setzte er mit ihnen das fort, was er schon in seinen Wiener Jahren im Feld von Psychoanalyse und Kunstgeschichte unternommen hatte: die Analyse der »diskursiven« Realität, die nicht durch die vordergründige Frage nach ihrer Wahrheit unterlaufen werden kann (weder bei den von ihm damals untersuchten Legenden, die sich um Künstlerbiographien ranken, noch bei den Narrationen im psychoanalytischen Szenario). So hat er die methodischen Implikationen seiner Propagandaanalysen denn auch für ein psychoanalytisches Publikum systematischer ausgearbeitet.[9]
In diesem Zusammenhang bemüht er sich auch um eine theoretische Modellierung, die psychoanalytische Konzepte der Persönlichkeitsentwicklung mit den Ergebnissen sozialwissenschaftlicher Arbeit verknüpft (dabei bezieht er sich öfters auf Lazarsfeld). Er betont immer wieder, daß die realen Verhältnisse bei einer solchen Analyse nicht ausgeblendet werden dürfen, bei der Werbung die ökonomischen Interessen der Auftraggeber nicht anders als die Machtverhältnisse bei der politischen Propaganda. Andererseits zeigt er an Veränderungen der propagandistischen Inszenierung, etwa zwischen dem Ersten Weltkrieg und dem Zweiten Weltkrieg, die Verschränkung von technologischer Weiterentwicklung im massenmedialen Bereich, insbesondere auch durch die große Bedeutung der Werbung, mit den Veränderungen in der Persönlichkeitsentwicklung, wo solche Propagandamaßnahmen zunehmend mehr auf Ich-Funktionen ausgerichtet sind, nicht mehr moralisierend auf Über-Ich-Funktionen, und zumindest im Bereich der politischen Propaganda auch weniger emotionalisierend auf Es-Funktionen. Diese Verschiebung analysiert er in Hinblick auf die veränderten Alltagserfahrungen, wo die Menschen zunehmend in für sie undurchsichtigen gesellschaftlichen Zusammenhängen funktionieren und Fragen nach Ursachen oder Sinn außerhalb ihres Horizontes bleiben.[10]
Das Ergebnis davon sieht er in dem allgemeinen Mißtrauen gegen moralische und emotionalisierende Propagandamaßnahmen, deutlich vor allen Dingen bei dem Widerwillen von US-Soldaten gegen eine eher analytische Bearbeitung der Kriegsursachen und generell der erfolgreichen Verschiebung der propagandistischen Darstellungen auf eine sportliche Schiene von Gewinnen und Verlieren im Verhältnis zum Gegner. Derartige Strukturen sind für ihn historisch feste Daten, die auch eine Extrapolation der Nachkriegsverhältnisse bestimmen. Moralisierende Ansprüche politischer Inszenierung sind für ihn, als Appelle an Über-Ich-Funktionen, Ausdruck von totalitären Regimen.[11] Letztlich sieht er in der Form keinen Unterschied zwischen der Propaganda in demokratischen Gesellschaften und in totalitären wie dem Nationalsozialismus: der Unterschied liegt für ihn in den Machtverhältnissen, die im Nationalsozialismus die Meinungsöffentlichkeit terroristisch monopolisieren.[12]
Auch wenn so bei K. keine sprachliche Analyse im engeren Sinne zu finden ist, so sind seine Arbeiten für die Sprachforschung doch zentral durch ihren Versuch, die Verhaltensweisen in dem gesellschaftlichen Feld, das durch Werbung bzw. politische Propaganda bestimmt ist, aus dem psychischen Haushalt der Menschen zu erklären. Im Gegensatz zu moralisierenden Herangehensweisen, die auch in gegenwärtigen sprachwissenschaftlichen Analysen zu massenmedialen Prozessen dominieren, sind für ihn die modernen Verhältnisse dadurch bestimmt, daß Propaganda wie Werbung in einem Feld wirken müssen, das von einem generellen Mißtrauen gegenüber Beeinflussung bestimmt ist. Insofern kann für ihn eine Analyse nicht bei der unmittelbaren Form der Botschaften und auch nicht bei den Absichten der Akteure ansetzen, sondern bei den widersprüchlichen Konflikten einer unzureichend ausbalancierten Ich-Kontrolle. Insofern zeigt er Parallelen in den verschiedenen Bereichen von Symbolbildung (und als solche faßt er auch die politischen Slogans), reduziert diese aber nicht auf eine Formanalyse.
In methodischer Hinsicht sind für die Sprachanalyse noch seine Überlegungen zu erschließen, mit denen er es in umgekehrter Blickrichtung unternommen hat, die Psychoanalyse wissenschaftlich zu modellieren.[13] Auch hier geht es darum, dem sprachlich (im konkreten psychoanalytischen Arrangement zwischen Patient und Therapeut) Produzierten eine Kontrolle an der Realität entgegenzustellen. Das gilt insbesondere für autobiographische Erzählungen, die er in seinen Fallanalysen vorstellt; er analysiert sie nicht nur in Hinblick auf das konkrete Feld von Übertragung und Widerstand, sondern auch auf die Funktion, die derartige Erinnerungen im Leben des Patienten haben, bei denen eine Autobiographie als persönlicher Mythos produziert und fest werden kann.[14]
Hier setzt er als methodisches Gegengewicht die Beobachtung bei Kindern ein, die Art und Weise, wie diese ihre Erfahrungen verarbeiten, woraus er es in einem methodischen Gedankenexperiment unternimmt, spätere derartige autobiographische Erinnerungen zu extrapolieren, um so ein Gegengewicht gegenüber den in der therapeutischen Situation projizierten Erinnerungen zu haben. In Hinblick auf die große Bedeutung, die gerade auch biographischem Erzählen in der sprachwissenschaftlichen Gesprächsanalyse beigemessen wird, sind diese Arbeiten zur Abklärung der Gedächtnisleistungen durchaus einschlägig, auch wenn sie in engerem Sinne keine Sprachanalysen enthalten.
K. lebte seit 1940 in den USA, wo er neben der Forschungstätigkeit an der New School for Social Research in New York am Psychoanalytischen Institut lehrte, seit 1942 dann auch am City College, seit 1945 als Professor für Psychologie. 1949 wurde er nach Yale berufen, wo er ein Zentrum für Kinderforschung aufbaute (1951 als Professor für Psychologie, seit 1953 als Professor für Psychiatrie, obwohl er keinen medizinischen Abschluß hatte!). Dieses Forschungszentrum baute er dann aus in Hinblick auf weitere Entwicklungsphasen, schließlich noch in einem weiteren Forschungszentrum über die Entwicklung begabter Jugendlicher. In den letzten Jahren hatte er wiederholt Gesundheitsprobleme mit dem Herzen. 1957 erlag er einem Herzanfall.
Während seine kunstgeschichtlichen Arbeiten auch weiterhin Berücksichtigung finden, vor allen Dingen auch seine Verbindung von Kunstgeschichte und Psychoanalyse,[15] sind seine sprachanalytischen Arbeiten bisher noch weitgehend unberücksichtigt geblieben.[16]
Q: BHE; NDB; DBE 2005; Nachruf von R. M. Loewenstein, in: J. Amer. Psychoanalytic Assoc. 5/1957: 741-743; Schriftenverzeichnisse: [Auswahl] in: A. Grinstein, »The Index of psycho-analytic writings«, New York: International UP 1956: 1130-1134; und in: The psychoanalytic study of the child, Jg. 1957: 562-573; J. Feichtinger, bes. S. 368-374.
[1] Imago 19/1933: 384-411. Zugrunde lag dieser Veröffentlichung ein Vortrag in Wien 1932.
[2] In: Int. J. Psycho-Analysis 19/1938: 77-90, Ausarbeitung eines Vortrages 1937 in England.
[3] Vortrag auf dem internationalen psychoanalytischen Kongreß in Marienbad (1936), auf englisch in: Int. J. Psycho-Analysis 21/1940: 314-341.
[4] S. (mit H. Hartmann), »The genetic approach in psychoanalysis«, in: Yearbook of Psychoanalysis 2/1946: 1-22.
[5] S. z.B. »German Propaganda Instructions of 1933«, in: Social Research 8/1941: 46-81, oder »German Censorship instructions for the Czech Press«, in: Social Research 8/1941: 238-246.
[6] In: American J. Sociology 47/1941: 452-461.
[7] London: Oxford UP 1944.
[8] Bei der umfangreichen Dokumentation des Bandes (520 Seiten) ist es nicht möglich, die genauen Anteile von K. gegenüber seinem Mitarbeiter Hans Speier zu trennen.
[9] S. »E. K. Selected Papers«, New Haven: Yale UP 1975.
[10] S. »Trends in 20th century Propaganda«, in: Psychoanalysis and the Social Sciences 1/1947: 393-409.
[11] Hier nimmt er eine bemerkenswerte Gegenposition zu anderen politischen Emigranten ein, s. z.B. bei Marcuse, der sich ja auch ausführlich auf psychoanalytische Konstruktionen stützte.
[12] Bei diesen Ausführungen wird dann oft die biographische Erfahrung des Vertriebenen deutlich, der einerseits den Heroismus der alliierten Soldaten als Beispiel herausstellt, andererseits pazifistische Politiker als Demagogen qualifiziert, vgl. etwa S. 462ff.
[13] Anna Freud hat in dieser Hinsicht seine Pionierleistung in der Entwicklung der Psychoanalyse im Vorwort zu den »Kleinen Schriften« angesprochen.
[14] Das Problem narrativer Versatzstücke in (auto-)biographischen Darstellungen hatte ihn schon in seiner Messerschmidt-Studie von 1932 beschäftigt, s.o.
[15] Diesen ist ein Sonderheft von American Imago 58 (1)/2001 gewidmet.
[16] Diese fehlen nicht nur in älteren Darstellungen, etwa dem einflußreichen Band von W. Dieckmann, »Sprache in der Politik«, Heidelberg: Winter 1969, sondern vor allen Dingen auch in neueren diskursanalytischen Versuchen, selbst solchen, die sich mit Problemen des Antisemitismus befassen, wie in den Arbeiten von Ruth Wodak.